Studie zur Energienutzung DIW erwartet Verdopplung der Heizkosten
Obwohl viele Menschen wegen der Corona-Pandemie mehr zu Hause geblieben sind als vorher, sind in den Jahren 2020 und 2021 laut einer Studie die Heizkosten gesunken. Mit der Energiekrise dürfte sich der Trend nun umkehren.
Trotz vermehrter Arbeit zu Hause und Ausgangsbeschränkungen haben die Haushalte in Deutschland 2020 und 2021 weniger Geld für Heizenergie ausgegeben. Auch wurde - temperaturbereinigt, also den zum Beispiel kalten Winter ins Verhältnis gesetzt - etwas weniger geheizt, wie der jährliche "Wärmemonitor" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt. Für die Studie wurden Heizkostenabrechnungen des Energiedienstleisters Ista von rund 250.000 Mehrparteienhäusern in Deutschland ausgewertet. Für das laufende Jahr sagen die DIW-Forscher indes eine Verdoppelung der Heizkosten oder mehr für Verbraucher voraus.
Laut der Analyse ist der Heizenergiebedarf 2020 bereinigt um Temperatureffekte um 0,7 Prozent zum Vorjahr gesunken. 2021 gab es eine weitere Abnahme um 1,5 Prozent auf 128,7 Kilowattstunden je Quadratmeter beheizter Wohnfläche. Betrachtet wurden Gas, Heizöl, Fernwärme und Strom. Die Ausgaben fürs Heizen sanken 2020 dank damals noch niedriger Energiepreise um 3,9 Prozent zum Vorjahr und 2021 noch leicht um 0,7 Prozent.
Energiekrise erhöht Spardruck
Im Schnitt gaben Haushalte 7,86 Euro je Quadratmeter beheizter Wohnfläche aus. Der Rückgang beim Heizenergiebedarf in der Pandemie überrasche, sagte DIW-Ökonomin Franziska Schütze. "Schließlich waren über beide Jahre die Menschen aufgrund von Homeoffice, Lockdowns und Kurzarbeit mehr zu Hause." Dank Sanierungen seien Gebäude zunehmend energieeffizient.
Die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs erhöht nun den Spardruck: Millionen Menschen drohen vor allem wegen der rasant gestiegenen Gaspreise hohe Mehrkosten. Das DIW erwartet, dass sich die Gaspreise von 5 bis 6 Cent je Kilowattstunde 2020 auf etwa 12 Cent je Kilowattstunde oder noch mehr in diesem Jahr erhöhen. Das treffe Haushalte mit niedrigem Einkommen am stärksten.
Langfristige Investitionen nötig
Schon bei einem Preisanstieg auf 12,5 Cent pro Kilowattstunde, was knapp über dem vorgeschlagenen Niveau der Gaspreisbremse liege, würden die Anteile der Heizkosten an den unteren Einkommen von 6,2 Prozent auf 11,7 Prozent steigen, schreiben die Autoren. Die Neukundentarife bei Energieversorgern hätten im September sogar bei 21,75 Cent pro Kilowattstunde außerhalb der Grundversorgung gelegen.
Zuletzt gaben die Gaspreise im Großhandel immerhin nach. Die Bundesnetzagentur hält trotz gut gefüllter Gasspeicher eine Reduktion des Gasverbrauchs in Deutschland um 20 Prozent für nötig. Neben kurzfristigen Entlastungen seien nun verstärkt langfristige Investitionen nötig wie energieeffiziente Gebäudesanierungen und Heizungswechsel, vor allem zu erneuerbaren Energien, meint das DIW.
Unbereinigt fast zehn Prozent höherer Verbrauch
Bei den Sanierungen müsse das Tempo auch angesichts der Klimaziele steigen. Die leichten Einsparungen beim Heizenergiebedarf in den beiden vergangenen Pandemiejahren änderten nichts daran, dass der Gebäudesektor weiter zu viel Kohlendioxid ausstoße, schrieben die Forscher. Um die Klimaziele zu erreichen, müsse Deutschland im Gebäudebereich jährlich rund fünf Millionen Tonnen CO2 sparen, rund vier Prozent der Emissionen 2020. "Wir beobachten jedoch im Jahr 2020 eine Reduktion von nur einem Prozent bei den Mehrfamiliengebäuden."
Unbereinigt um Temperatureinflüsse sah die Heizbilanz hierzulande zuletzt ohnehin trüber aus: In dem Fall ist der Energieverbrauch 2021 um neun Prozent gestiegen, auch wegen des relativ kalten Winters.
Für die Temperaturbereinigung betrachtet das DIW die Temperaturabweichungen von der langjährigen Referenzperiode des Deutschen Wetterdienstes - diese umfasst in der Regel 30 Jahre. Je nach Abweichung vom langjährigen Temperaturmittel wird der Heizenergiebedarf mit einem Faktor gewichtet.