Bundesnetzagenturchef Müller "Können noch keine Entwarnung geben"
Das schlimmste Szenario - ein endgültiger Gaslieferstopp aus Russland - sei zwar nicht eingetreten, so Bundesnetzagenturchef Müller bei tagesschau24. Einen Anlass zur Entwarnung sieht er aber keinesfalls.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat trotz der Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline eine allzu große Freude gebremst. "Bei aller Erleichterung, die man vielleicht verspüren mag mit den 40 Prozent: Uns fehlen 60 Prozent, die in den Verträgen der Energieimporteure, in den Kalkulationen der Industrie, für die privaten Haushalte eigentlich vorgesehen waren", sagte Müller im tagesschau24-Interview. "Insofern möchte ich die Erleichterung etwas relativieren."
Zwar sehe man mit einer etwa 40-prozentigen Auslastung seit 8.00 Uhr in etwa ein Niveau der Gasflüsse von vor den Wartungsarbeiten. Die entspreche der ursprünglichen Nominierung vom Vortag. "Nur: Gilt das morgen? Gilt das übermorgen?", so Müller. "Nach den Aussagen von Präsident Putin muss man ja Zweifel haben. Insofern können wir noch keine Entwarnung geben."
Eine Frage des politischen Willens
Vor der Wiederaufnahme der Gaslieferungenn über Nord Stream 1 hatte Putin gar vor einem weiteren Absenken der ohnehin bereits gedrosselten Liefermengen gewarnt. Zwar werde der Energiekonzern Gazprom seine Verpflichtungen "in vollem Umfang" erfüllen, so Putin am Rande eines Gipfels in Teheran. Sollte jedoch eine fehlende, in Kanada reparierte Turbine nicht in Russland eintreffen, könnten nur noch etwa 30 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag geliefert werden.
Die Turbine sei zwar unterwegs, so Müller weiter. Gleichwohl sei es vor allem eine Frage des politischen Willens, die Gaslieferungen wieder zu erhöhen.
Gasmangellage verhindern
Müller mahnte, eine Gasmangellage müsse auf jeden Fall verhindert werden: "Wenn wir eine Gasnotlage vermeiden wollen, wenn wir zu niedrige Gasspeicherstände nach dem Winter vermeiden wollen, muss Deutschland weiter Gas besorgen, sich diversifizieren und gleichzeitig einsparen."