Bierkonsum geht global zurück Hopfen und Malz - verloren?
Seit Jahren sinkt der Bierkonsum - in Deutschland und weltweit. Da fällt kaum ins Gewicht, dass in den ersten fünf Monaten des Jahres etwas mehr Bier verkauft wurde als zuletzt.
Die ersten fünf Monate 2024 haben der Bierwirtschaft trotz schlechten Wetters ein wenig Entlastung gebracht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland 3,4 Milliarden Liter Bier verkauft, was immerhin 2,2 Prozent mehr ist als im Vorjahreszeitraum.
Und dennoch ist es buchstäblich ein Tropfen auf die heiße Theke. Denn seit Jahren sinkt der Bierkonsum. Der Nürnberger Brauereizulieferer BarthHaas veröffentlichte unlängst seinen jährlichen Bericht zum Welthopfenmarkt. Der zeigt: Weltweit sinkt die Bierproduktion. Großbritannien, die USA, Polen und Deutschland führen die Liste des Rückgangs an.
Ist Bier gar spießig?
Otto Normalbürger rannen noch vor zwanzig Jahren im Schnitt jährlich 116 Liter Bier durch die Kehle. Im Jahr 2022 waren es nur noch knapp 92 Liter. Der Deutsche Brauerbund hat diese Werte für alle Einwohner errechnet - einschließlich Kindern, Kranken, Greisen und gläubigen Muslimen, die gar keinen Alkohol trinken.
Wenn man sämtliche Getränke, die aus der Mode gekommen sind, betrachtet, bekommt man den Eindruck, dass auch Bier inzwischen als spießig gilt: Es liegt gleichauf mit Fruchtsäften und Kräutertees.
Selbst in der Tschechischen Republik mit ihrer Bierhauptstadt Pilsen sinkt der Konsum. Er liegt aber immer noch bei stattlichen 136 Litern pro Kopf und Jahr. In klassischen Weinländern wie Frankreich, Italien und Griechenland ist der Bierkonsum dagegen stabil zwischen 33 und 38 Litern. Das zeigt das statistische Jahrbuch der europäischen Brauwirtschaft. Offenbar schrumpfen vor allem reife Märkte, in denen lange reichlich Bier getrunken wurde.
Klein und Groß im Brauereigeschäft
Durch Hausbrauereien in Kneipen steigt die Zahl der Brauereien allerorten. Mit 2.300 schicken Gastro-Brauereien liegt Frankreich weit vorn. In Deutschland gibt es insgesamt 1.500 Brauereien, davon knapp 900 Minibetriebe. Bayern ist und bleibt der Hauptbierstandort.
Der größte Braukonzern der Welt ist nach Zahlen des BarthHaas-Branchenreports das belgische Unternehmen AB InBev. Seine Marken wie Budweiser, Anheuser-Busch und Corona sorgen für jeden vierten Liter Bier weltweit. Heineken aus den Niederlanden ist nur halb so groß, die restlichen Wettbewerber nochmal deutlich kleiner.
Die größte deutsche Brauerei ist die Radeberger-Gruppe, zu der unter anderem Jever und Schöfferhofer gehören, mit 0,6 Prozent Weltmarktanteil auf Platz 22 der Weltrangliste. Alle großen deutschen Brauereien sind Familienunternehmen, die ihre Geschäftszahlen nur sehr zurückhaltend veröffentlichen. Sie zeigen, dass auch bei den Branchengrößen das Biergeschäft sinkt. Auch die Gewinne schrumpfen.
Gebeutelte Zulieferer
Brauereien geben ihren wirtschaftlichen Druck weiter; in einem engen Markt mit wenig Partnern ist das möglich. Brauereien haben mit dem Nürnberger Hopfenhändler BarthHaas langfristige Lieferverträge geschlossen. Doch nun brauchen sie weniger Hopfen: Einerseits, weil sie weniger Bier brauen und andererseits, weil Bier immer milder wird und damit weniger Hopfen enthält. Verabredete Hopfenmengen werden nicht abgenommen.
Die Hälfte der Bilanz von BarthHass besteht aus Fertigprodukten, deren Wert teils drastisch abgeschrieben werden musste. Die Geschäftsführung ist dennoch optimistisch, die Probleme "über die nächsten Jahre verdauen" zu können. Noch ist das Geschäft für den Zulieferer sehr profitabel.