Knappheit auch auf dem Land Begehrtes Bauland
Lange galten ländliche Regionen als idealer Ort, um den Traum vom günstigen Eigenheim zu verwirklichen. Inzwischen sind nicht nur die Baukosten gestiegen. Oft ist schon die Suche nach einem Grundstück schwierig.
Manchmal würde Dirk Gaul-Roßkopf gerne zaubern können. Pro Woche erreichen den Ortsvorsteher von Planig in Rheinland-Pfalz mindestens drei Anfragen vor allem von jungen Familien. Sie suchen eine Wohnung oder ein Baugrundstück. Viele von ihnen kommen aus dem Ort oder leben in der Nähe. Inzwischen stapeln sich auf dem Schreibtisch des Ortsvorstehers rund 100 Anfragen.
Dabei möchte er den Familien zu gern in dem knapp 3000 Einwohner zählenden Ortsteil von Bad Kreuznach ein Zuhause bieten. Aus seiner Sicht hat der Ort einiges zu bieten: viele Vereine, zwei Kitas, eine Grundschule. 2027 soll dann eine Bahnhaltestelle kommen und über die Autobahn sind die Städte Mainz und Wiesbaden in weniger als 40 Minuten erreichbar. "Deshalb ist es sehr wichtig, dass die jungen Leute hierbleiben können und sich noch andere ansiedeln."
Fehlender Wohnraum - ein bundesweites Problem
Nur was tun, wenn es weder bezahlbaren Wohnraum noch Bauflächen gibt? Ein Problem, das es inzwischen in ganz Deutschland gibt, insbesondere auch in den größeren Städten und Ballungszentren. Viele Wohnungen gelten in Deutschland als überbelegt. Das heißt im Verhältnis zur Personenzahl verfügt eine Wohnung über zu wenige Zimmer. 2019 galt das laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes für 6,4 Millionen Menschen.
Jede Woche erhält Ortsvorsteher Gaul-Roßkopf mehrere Anfrage von Interessenten für Baugrundstücke.
2018 hatte sich die Bundesregierung auf ihrem Wohngipfel vorgenommen, in der laufenden Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen erstellen zu lassen. Pro Jahr wären das rund 375.000 gewesen. Im Jahr 2020 wurden nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gut 306.000 Wohnungen fertig gestellt, 2019 waren es etwa 293.000 gewesen und 2018 rund 287.000.
Begehrtes Bauland
Doch es geht nicht nur um Wohnungen, sondern auch um die Plätze zum Bauen. Im Ortskern von Planig gibt es zehn Baugrundstücke, die sich gut als Bauplätze eignen würden. "Ideale Baugrundstücke, das gäbe mindestens drei bis vier Eigenheime", meint Gaul-Roßkopf beim Gang durch den Ort. Schon mehrfach hat er mit den Besitzern gesprochen, doch die wollen weder verkaufen noch darauf bauen.
Auch das ist ein Problem in vielen Städten. Die Bundesregierung versuchte dem mit dem Baulandmodernisierungsgesetz entgegenzutreten. Es soll das Vorkaufsrecht der Gemeinden stärken. So sah das Gesetz vor, dass in Gegenden mit angespannten Wohnungsmärkten Kommunen mehr Zeit und Möglichkeiten eingeräumt wird, zum Verkauf stehende Flächen oder Gebäude selbst zu erwerben, um darauf dann neue Wohnungen zu errichten.
Hört sich gut an, taugt aber in der Praxis nicht, findet Gaul-Roßkopf. "Woher soll eine Kommune wie wir, die mit einer Haushaltssperre zu kämpfen hat, noch Geld für Bauland ausgeben?"
Ortsvorsteher Gaul-Roßkopf setzt große Hoffnungen in ein laufendes Bauprojekt in Planig.
Zukunft in Planig
Viel Hoffnung setzt Ortsvorsteher Gaul-Roßkopf deshalb gerade in ein neues Bauprojekt. Am Ortseingang der Gemeinde entstehen auf 4800 Quadratmeter mehrere Blocks mit zweistöckigen Einfamilienhäusern. Die meisten Objekte sind bereits verkauft, Kosten: ab 300.000 Euro.
Außerdem ist die Gemeinde am Ortsrand dabei, ein Neubaugebiet zu erschließen. "Je weiter wir nach außen gehen, desto teurer wird's. Denn wo Straßen und alles gemacht werden muss, werden auch die Grundstückspreise hochgehen", so der Ortsvorsteher. Verglichen mit mancher Großstadt mögen die Preise in Planig noch günstig sein. Doch der Traum von der billigen Landwohnung ist trotzdem schnell ausgeträumt.