Kriminalität Warum wieder deutlich mehr Autos geklaut werden
BKA-Zahlen belegen: Fahrzeugdiebstahl und Unterschlagungen haben stark zugenommen. Auch teure Baumaschinen werden fast täglich gestohlen. Die Täter rüsten technisch auf.
Trotz GPS und verbesserter Sicherheitstechnik: Die Zahl gestohlener Pkw, Lkw, Wohnmobile sowie Land- und Baumaschinen ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Die Zahl dauerhaft entwendeter Pkw im Jahr 2023 wuchs nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) um neun Prozent - auf insgesamt 15.924 Fahrzeuge. Die Zahl der Diebstähle bewegt sich damit wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie.
Besonders betroffen waren Großstädte wie Berlin und Hamburg sowie grenznahe Regionen in Ostdeutschland. Bei Lkw legten die Fallzahlen 2023 im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich stark zu: um mehr als 48 Prozent.
Professionelle Täter handeln schnell
Die Diebesbanden sind gut organisiert und international vernetzt. So gelingt es ihnen, Luxusautos, aber auch tonnenschwere Bagger oder Landmaschinen im Wert von mehreren 100.000 Euro über Nacht aus Deutschland verschwinden zu lassen.
Dabei nutzen sie modernste Elektronik, wie beispielsweise sogenannte Funkstreckenverlängerer, um die Sicherheitssysteme von Fahrzeugen zu überwinden. Diese Technik kann das Funksignal eines mit "Keyless Go"-Technik ausgestatteten Autoschlüssels abfangen, wenn der Schlüssel in der Nähe liegt, zum Beispiel im Haus nebenan. Mit dem dazugehörigen Empfangsgerät lässt sich das Auto problemlos öffnen und starten.
Autoknacken mit dem "Gameboy-Tool"
Und jetzt ist nicht einmal mehr das nötig: Mit dem wegen der Ähnlichkeit zum gleichnamigen Computerspielzeug so genannten "Gameboy-Tool" geht der Diebstahl noch schneller. Dieses Tool funktioniert wie ein elektronischer Generalsschlüssel und muss einfach nur kurze Zeit zum "Anlernen" an die Autotür gehalten werden. Dann öffnet sich die Tür, und man kann abfahren.
Diese Sicherheitslücken sind den Fahrzeugherstellern bekannt; geändert wurde daran bisher nichts. Die illegale elektronische Öffnungstechnik lässt sich problemlos auf diversen russischen Webseiten für fünfstellige Dollarbeträge bestellen.
Auch Baumaschinen im Visier der Banden
Baumaschinen wie Bagger, Kräne oder Radlader sind ein weiteres Ziel für Diebe. Ihre hohen Werte und der weltweite Bedarf an Ersatzteilen machen sie besonders attraktiv für Kriminelle. Hier machen es die Hersteller den Tätern besonders leicht, denn sie haben nur wenige Schlossvarianten verbaut. Die gängigsten Baumaschinenschlüssel lassen sich zum Beispiel beim chinesischen Onlinehändler Temu bestellen.
"Die entwendeten Maschinen werden häufig in osteuropäische Länder transportiert oder in Einzelteile zerlegt und weltweit verkauft", heißt es vom BKA. Genaue Zahlen zum Diebstahl von Baumaschinen veröffentlicht die Behörde nicht, doch Branchenberichte sprechen von einer spürbaren Zunahme solcher Fälle.
Technische Sicherungen und Prävention
Um Diebstähle zu verhindern, raten Experten zu präventiven Maßnahmen wie GPS-Ortungssystemen, mechanischen Wegfahrsperren und Alarmanlagen. Sie erschweren den Dieben die Arbeit.
Doch: "Trotz moderner Sicherheitstechnik ist eine hundertprozentige Absicherung nicht möglich, daher sind Versicherungen weiterhin ein essenzieller Schutz", so der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Denn die Schäden schlagen nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch bei den Versicherern spürbar zu Buche, was aktuelle Zahlen des GDV zeigen.
Versicherungen zahlen Millionen - und Prämien steigen
2023 entstand durch Autodiebstahl ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von mehr als 312 Millionen Euro. Der Trend, dass Diebe bevorzugt höherpreisige SUV entwenden, macht sich auch bei der durchschnittlichen Schadenshöhe bemerkbar. "Jeder Diebstahl verursacht im Schnitt einen Schaden von über 21.400 Euro, das ist ein Plus von etwa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr", berichtet der GDV.
Die steigenden Schäden durch Diebstähle haben direkte Auswirkungen auf die Prämien der Kfz-Versicherungen. In den besonders betroffenen Regionen müssen Fahrzeughalter mit deutlich höheren Versicherungsprämien rechnen. Auch Baumaschinenbetreiber müssen mit steigenden Kosten für Maschinenversicherungen kalkulieren.
Internationale Zusammenarbeit gefordert
Die Bekämpfung dieser Kriminalität erfordert eine enge internationale Zusammenarbeit. Deutsche Behörden arbeiten verstärkt mit Europol und Interpol zusammen, um Netzwerke organisierter Kriminalität aufzudecken. Regelmäßige Kontrollen an Schengen-Außengrenzen und Fahndungsaktionen führen zu ersten Erfolgen, doch das Problem bleibt bestehen. "Die Professionalisierung der Tätergruppen macht die Ermittlungen komplex", erklärt das BKA.