Rezession heizt US-Arbeitslosigkeit an Alle fünf Sekunden ein Job weniger
"Sehr besorgniserregend", "mehr als dramatisch" - US-Präsident Bush und sein Nachfolger Obama sind alarmiert über den regelrechten Einbruch auf dem US-Arbeitsmarkt. Im November gingen 530.000 Jobs verloren - das größte Minus seit 1974. Die Arbeitslosigkeit ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Die Rezession schlägt mit voller Wucht auf den amerikanischen Arbeitsmarkt durch. Die Arbeitslosigkeit erreichte im November den höchsten Stand seit 15 Jahren. Die Unternehmen strichen mehr als eine halbe Millionen Stellen und damit so viele wie seit 34 Jahren nicht mehr.
Die Arbeitslosenquote kletterte von 6,5 Prozent im Vormonat auf 6,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Das ist der höchste Wert seit 1993. In den US-Unternehmen (ohne Landwirtschaft) fielen 533.000 Jobs weg - 213.000 mehr als im Oktober. Ein stärkeres Minus gab es zuletzt im Dezember 1974 mit 602.000 Stellen.
Binnen eines Jahres sind in den USA damit 2,7 Millionen Stellen gestrichen worden. Im Dezember vergangenen Jahres hatte die Arbeitslosenquote noch bei 5,0 Prozent gelegen.
Obama macht wenig Hoffnung
Der designierte Präsident Barack Obama bezeichnete die Entwicklung am Arbeitsmarkt als "mehr als dramatisch". Er kündigte an, "mit Dringlichkeit und Entschlossenheit" gegen die Job-Krise anzugehen. Dabei sei aber viel Geduld nötig: Es gebe keine schnellen oder einfachen Lösungen für diese Krise, die sich über viele Jahre entwickelt habe. Es sei zudem wahrscheinlich, dass sich die Lage vor einer Entspannung erst noch verschlimmern werde. Eine Sprecherin von Präsident George W. Bush wertete die neuen Job-Zahlen als "sehr besorgniserregend".
Jetzt kränkelt auch der Dienstleistungssektor
Jobs wurden quer durch alle wichtigen Branchen abgebaut. Der Stellenabbau ergriff nach Angaben des Ministeriums nun auch den Dienstleistungssektor, in dem rund 80 Prozent der Arbeitnehmer in den USA beschäftigt sind. Dort seien im November 370.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. In Baugewerbe und Industrie, wo der Stellenabbau bereits zu Jahresbeginn eingesetzt hat, seien im vergangenen Monat noch einmal 163.000 Stellen gestrichen worden, teilte das Ministerium mit.
Die Rezession ist schon jetzt die drittlängste seit der "Großen Depression" in den 30er-Jahren, die knapp vier Jahre währte. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte sich weiter dämpfend auf die Konsumausgaben auswirken, die wiederum gut zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung ausmachen. Experten erwarten deshalb 2009 keine Belebung auf dem Arbeitsmarkt. Ende nächsten Jahres werde die Arbeitslosenquote sogar bei neun Prozent liegen, hieß es.
Die scheidende US-Regierung erklärte, sie werde weiter auf eine Erholung der Kredit- und Immobilienmärkte hinarbeiten. Obama erwägt nach seiner Amtsübernahme im Januar, ein Konjunkturprogramm in dreistelliger Milliardenhöhe aufzulegen. Obama plant vor allem Investitionen in die Infrastruktur wie in den Straßenbau und in Schulen sowie in alternative Energien, auch um die Abhängigkeit vom importierten Rohöl zu verringern.