Erste Tests mit Bezahlmodell Schränkt X die Gratis-Nutzung weiter ein?
Die Online-Plattform X, ehemals Twitter, könnte sich zu einem kostenpflichtigen Dienst für alle Nutzer entwickeln. Elon Musk, der Twitter vor einem Jahr gekauft hat, lässt Einschränkungen für Gratisnutzer testen.
Auch wer bisher den Kurznachrichtendienst X, früher Twitter, kostenlos genutzt hat, könnte in Zukunft zur Kasse gebeten werden oder Einschränkungen erfahren. Darauf deuten erste Tests des Online-Dienstes hin.
Wie X mitteilte, werden Einschränkungen für Gratisnutzer zunächst in Neuseeland und auf den Philippinen getestet. Dabei können neue Nutzerinnen und Nutzer des Dienstes erst mit einer Gebühr von einem US-Dollar pro Jahr Beiträge veröffentlichen und Beiträge anderer Nutzer zitieren oder weiterverbreiten.
Wer den Dienst weiter gratis nutzen will, kann dann nur noch Beiträge lesen, Videos ansehen und anderen folgen. Laut X will das Unternehmen mit den Maßnahmen die Plattform gegen automatisierte Bot-Accounts und Verbreiter von Spam-Nachrichten schützen. Über die Ergebnisse der Tests werde man bald informieren.
Mehr Kosten als Nutzen?
Ob die neuen Tests mit der Einschränkung der Nutzeraktivitäten wirklich die Ausbreitung von Bots auf der Plattform stoppen können ist unter Expertinnen und Experten umstritten. Die Nachrichtenagentur dpa zitiert den IT-Sicherheitsexperte Marcus Hutchins, dem nach eigener Aussage keine Bot-Aktivität einfällt, die sich mit der Gebühr von einem Dollar pro Jahr stoppen ließe. Eher werde der Schritt die Plattform Geld kosten.
"Spammer werden gestohlene Kreditkarten verwenden - und die Kosten für Rückbuchungen werden höher sein als die Abo-Einnahmen", so Hutchins beim Konkurrenzdienst Threads.
Gratisnutzung soll unattraktiver werden
Die mögliche Neuerung beim ehemaligen Twitter reiht sich ein in andere Veränderungen, mit denen X-Besitzer Musk Einnahmen für den Dienst erzielen will und gleichzeitg die Gratisnutzung unattraktiver macht. Seit April sind die blauen Häkchen-Symbole für verifizierte Profile das ehemalige "Twitter Blue", kostenpflichtig.
Im Juli wurde eine Lesebeschränkung bei X eingeführt. Seitdem können nicht verifizierte Kostenlos-Nutzer nur noch 600 Tweets pro Tag lesen. Wer zahlender Kunde ist, hat die zehnfache Zahl an Tweets, 6.000, zur Verfügung. Diese Maßnahme begründete Musk damit, dass man eine "extreme Ansammlung von Daten" auf Nutzerseite verhindern wolle.
Reaktion auf rückläufige Werbeerlöse
Der Tech-Milliardär, der auch Chef und Großaktionär beim E-Auto-Hersteller Tesla ist, hatte Twitter vor knapp einem Jahr für rund 44 Milliarden Dollar gekauft und später in X umbenannt. Die neue Twitter-Führung und die Veränderungen, die in den vergangenen Monaten bei der Plattform vorgenommen wurden, hatten zu einem Rückgang der Werbeerlöse geführt.
Viele Unternehmen fürchten offenbar negative Einflüsse auf ihre Marken, wenn sie weiter Werbung bei dem Online-Dienst schalten. Musk hatte mehrfach bestätigt, dass der X nur noch etwa halb so viel Geld mit Werbung erwirtschaftet als Twitter vor dem Kauf. Seit dem Start von Twitter im Jahr 2006 war die Plattform stets kostenlos gewesen und hatte sich über Werbung finanziert.