Hauptversammlung VW will 20.000-Euro-Elektroauto ohne Partner bauen
VW hat seine Hauptversammlung in diesem Jahr wieder virtuell abgehalten. Proteste gab es wenig, anders als 2023. VW-Chef Blume gab erste Details über das geplante kleine Elektroauto bekannt.
Für VW-Chef Oliver Blume ist es ein klares Bekenntnis zum Standort Europa. Von 2027 an will der Konzern ein kleines Elektroauto bauen, in Süd- oder noch wahrscheinlicher Osteuropa. Um die 20.000 Euro soll es kosten. "Damit halten wir unser Versprechen, bezahlbare Mobilität für Generationen anzubieten. Das Auto ist Ausdruck unserer Markenidentität. Ein echter Volkswagen. Aus Europa für Europa", so Blume auf der Hauptversammlung.
Aktionärsschützer und Fondsgesellschaften reagierten auf diese Botschaft allerdings eher unbeeindruckt. Die meisten von ihnen fordern bei dem Thema weiterhin deutlich mehr Tempo.
Kritik an gescheiterter Kooperation
Eine Kooperation mit Renault, wie VW sie monatelang geprüft hatte, wäre in dem Zusammenhang eine Chance gewesen, sagt Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. "Die gescheiterte Kooperation von Volkswagen/Renault ist sehr bedauerlich. Europa muss seine Kräfte zusammenschließen gegen den übermäßig großen Konkurrenten China", so Liebscher. "Das wäre damit möglich gewesen. Und dass das gescheitert ist, ist für alle wirklich zu bedauern."
Offiziell äußert sich Volkswagen nicht zu den Gründen für die geplatzte Zusammenarbeit. Aus Konzernkreisen ist aber zu hören, dass VW das kleine E-Auto in einem eigenen Werk bauen wollte und nicht in einem der Renault Gruppe. Aber Volkswagen sei kaum wettbewerbsfähig im Vergleich zu China, vor allem bei günstigen Elektroautos, so das harte Urteil der Fondsgesellschaft Union Investment. Es fehle ein Golf, also ein Bestseller im Bereich der Elektromobilität.
Wenig Protest im Vergleich zu 2023
Aktionärsschützer Liebscher wundert diese Kritik nicht. "Die großen Fonds Deka DWS, Union Investment nehmen inzwischen auch kritische Haltungen ein. Das ist der sogenannten nachhaltigen Finanzberichterstattung geschuldet. Da sind die Fonds inzwischen auch kritisch und inhaltlich eigentlich nicht mehr weit entfernt von den Protestierenden auf den Hauptversammlungen."
Der Protest heute fiel allerdings vergleichsweise spärlich aus. Der Grund: die rein digitale Hauptversammlung. Nur am VW-Stammsitz in Wolfsburg entrollten einige Aktivistinnen und Aktivisten Plakate und Banner. Sie fordern vom Konzern deutlich mehr Anstrengungen in Sachen Klimaschutz.
VW-Chef Blume verwies unter anderem auf die neue Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns und nannte erste Beispiele. "Unsere Ambition ist es, bis 2040 in unseren Materialien 40 Prozent Recyclingprodukte einzusetzen. Zudem wollen wir ab 2025 einen Biodiversitätsfonds mit bis zu 25 Millionen Euro pro Jahr aufsetzen."
An der Elektro-Strategie hält VW fest. Sie sei der richtige Weg zu mehr Klimaschutz. Bis VW diesen Wandel geschafft hat, sind es allerdings vor allem die großen Verbrennermodelle, mit denen der Konzern gut verdient.