VW-Pläne für Batteriewerk Lieber Nordamerika als Osteuropa?
Wegen der milliardenschweren US-Subventionen planen immer mehr deutsche Konzerne verstärkte Investitionen in den Vereinigten Staaten. Offenbar legt Volkswagen daher nun Pläne für eine europäische Batteriezellfabrik auf Eis.
Volkswagen überdenkt offenbar angesichts der massiven US-Subventionen für klimaschonende Investitionen seine Pläne zum Bau einer Batteriezellfabrik in Osteuropa. Laut "Financial Times" hat der Wolfsburger Autohersteller den geplanten Bau eines Werks an den möglichen Standorten Tschechien, Ungarn, Polen oder Slowakei vorerst auf Eis gelegt. Stattdessen räume VW nun Nordamerika Priorität ein, da der Konzern bis zu zehn Milliarden Euro an US-Fördermitteln erhalten könne.
Ein VW-Sprecher gab an, dass geeignete Standorte sowohl in Osteuropa als auch in Nordamerika in Betracht gezogen würden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass die Pläne für neue Standorte in Europa Insidern zufolge nicht gestoppt seien. Jedoch komme man in Nordamerika schneller voran.
"Wettlauf um Milliardeninvestitionen"
Volkswagens Technik-Vorstand Thomas Schmall forderte eine rasche Antwort der Europäischen Union auf die im US-Gesetzespaket "Inflation Reduction Act" (IRA) vorgesehenen Subventionen. "Meine Hoffnung ist, dass die Politik in Brüssel und den europäischen Hauptstädten jetzt schnell den Hebel zieht und Unternehmen ermöglicht, hier die Industrie der Zukunft aufzubauen."
Die EU müsse mit den staatlichen Hilfen für Konzerne in China und Nordamerika auf Augenhöhe kommen, sagte der Automanager. "Die Konditionen von IRA sind so attraktiv, dass Europa Gefahr läuft, den Wettlauf um Milliardeninvestitionen zu verlieren, der in den kommenden Monaten und Jahren entschieden wird."
Zudem brauche die EU eine Strategie zur Sicherung kritischer Rohstoffe, Ökostrom zu wettbewerbsfähigen Preisen unter sieben Cent pro Kilowattstunde und einen starken Fokus auf die Zellfertigung, so Schmall. Jetzt gehe es vor allem um Geschwindigkeit, da der "Inflation Reduction Act" bereits in Kraft sei und Ergebnisse liefere.
VW wartet auf Details des "Green Deal"
Ein Konzernsprecher sagte, Volkswagen halte an seinem Plan fest, bis 2030 Batteriezellfabriken mit einer Leistung von rund 240 Gigawattstunden in Europa zu bauen. Allerdings seien dafür die richtigen Rahmenbedingungen erforderlich. "Deshalb warten wir ab, was der sogenannte Green Deal der EU bringen wird." Ursprünglich hatte Volkswagen den Bau von sechs Akku-Werken in Europa geplant.
Der VW-Finanzvorstand Arno Antlitz hatte bereits vergangene Woche bei einer Telefonkonferenz zur Vorstellung der vorläufigen Geschäftszahlen erklärt, dass er mit Rückenwind durch das milliardenschwere US-Förderprogramm rechne. Von Beratungen des Aufsichtsrats über eine Batteriezellfabrik in Nordamerika war nicht die Rede. In der Vergangenheit hatte Volkswagen auch Kanada als möglichen Standort einer Batteriezellfabrik genannt.