Impfstoff-Entwickler Pfizer kauft Valneva-Anteile
Der US-Pharmakonzern Pfizer steigt bei Valneva ein. Mit dem Erlös will der Biotech-Konzern einen Borreliose-Impfstoff herstellen. Bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffes hatte es zuletzt Rückschläge gegeben.
Der US-Pharmakonzern Pfizer übernimmt für 90,5 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung einen Anteil von gut acht Prozent an dem französisch-österreichischen Biotechunternehmen Valneva. Das teilten beide Seiten mit. Pro Aktie zahlt Pfizer 9,49 Euro. Den Erlös aus der Kapitalbeteiligung will Valneva zur Finanzierung seines Borreliose-Impfstoffs verwenden, der im dritten Quartal dieses Jahres in die dritte und damit letzte Phase der klinischen Entwicklung gebracht werden soll.
Möglicher Zulassungsantrag 2025
Valneva und Pfizer waren für den Impfstoff im Frühjahr 2020 eine Partnerschaft eingegangen. Valneva wird nun 40 Prozent der verbleibenden gemeinsamen Entwicklungskosten finanzieren, gegenüber 30 Prozent in der ursprünglichen Vereinbarung. Das Unternehmen soll zudem gestaffelte Lizenzgebühren von 14 bis 22 Prozent von Pfizer erhalten, während die Lizenzgebühren in der ursprünglichen Vereinbarung bei 19 Prozent begannen.
Valneva winken darüber hinaus nun erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu 100 Millionen Dollar. Pfizer wird die Spätphase der Entwicklung leiten und die alleinige Kontrolle über die Vermarktung haben.
Nach Angaben von Valneva handelt es sich um den einzigen Lyme-Borreliose-Impfstoffkandidaten, der sich derzeit in der klinischen Entwicklung befindet. Bei erfolgreicher Entwicklung hofft Pfizer, die Zulassung das Vakzins 2025 bei der FDA beantragen zu können.
Totimpfstoff gegen Corona
Der Aktienmarkt reagiert kräftig auf die Nachricht. Zeitweise zogen die Papiere um mehr als 21 Prozent an und kosten derzeit rund 9,60 Euro. Allerdings waren Valneva-Aktien vor einigen Tagen auch deutlich eingebrochen. Anfang Juni waren sie zeitweise noch deutlich über der 11-Euro-Marke gehandelt worden und Mitte April sogar noch bei knapp 19 Euro. Zu Spitzenzeiten in der Pandemie, als das Rennen um das große Vakzin-Geschäft noch offener war, wurden im November 2021 von Anlegern fast 30 Euro je Valneva-Aktie gezahlt.
Valneva galt damals als große Hoffnung, um die Zahl der Impfwilligen noch steigern zu können. Denn anders als die neuartigen mRNA-Vakzine der Hersteller BioNTech oder Moderna basiert der Valneva-Impfstoff, ein sogenannter Totimpfstoff, auf abgetöteten Viren, also auf einem seit langem bewährten Ansatz in der Impfstoff Produktion.
Zulassungsverfahren läuft
Allerdings musste Valneva jüngst die Zukunft des Totimpfstoffs in Frage stellen, nachdem die Europäische Kommission angekündigt hatte, den Vorabkaufvertrag für das Vakzin wegen Verzögerungen im Zulassungsprozess möglicherweise zu kündigen.
Das Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) läuft derzeit weiter. Die Behörde hatte die Einreichung des Antrags auf bedingte Zulassung Mitte Mai akzeptiert. Das vorangegangene Rolling-Review-Verfahren für den Impfstoff hatte Anfang Dezember 2021 begonnen. Laut Valneva wird in der Woche vom 21. Juni eine endgültige Abstimmung erwartet. Valneva arbeitet auch weiterhin mit Behörden außerhalb der Europäischen Union zusammen, um potenzielle künftige Zulassungen und zusätzliche Kaufverträge zu erhalten.