Mehr Großpleiten erwartet "Wenn es kracht, dann richtig"
Staatliche Hilfen während der Corona-Pandemie haben die Firmenpleiten in Deutschland auf einem künstlich niedrigen Niveau gehalten. Doch für die kommenden Jahre rechnen Ökonomen wieder mit mehr großen Insolvenzen.
Dank finanzieller Hilfen und Sonderregeln bei der Insolvenzantragspflicht haben deutsche Unternehmen die Coronakrise bislang weitgehend glimpflich überstanden. Doch das dürfte sich nun ändern: Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade muss in den kommenden Jahren mit wieder anziehenden Pleitenzahlen gerechnet werden. Vor allem die Zahl der Großpleiten dürfte deutlich steigen.
Steigende Energie- und Rohstoffkosten
Die Volkswirte der Allianz-Tochter führen diesen Trend auf ein ganzes Bündel von Problemen zurück - wie dem Krieg in der Ukraine, den Lockdowns in China, unterbrochenen Lieferketten, Lieferengpässen, gestiegenen Arbeitskosten und Preisen, insbesondere bei Energie und Rohstoffen.
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im März 2022 um 30,9 Prozent höher als im März 2021. Dies war der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Hauptgrund waren die Energiepreise, die im März im Durchschnitt 83,8 Prozent höher waren als im Vorjahresmonat.
Trend zu größeren Insolvenzen
Der Studie zufolge lässt sich der Trend zu größeren Insolvenzen derweil bereits seit einigen Jahren beobachten. Unternehmen sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen, warnt der Deutschland-Chef von Allianz Trade, Milo Bogaerts: "Wenn es kracht, dann richtig."
"Insolvenzen in Deutschland sind 2021 zwar zum zwölften Mal in Folge gesunken - aber die Verschuldung der insolventen Unternehmen und die Schäden, die dadurch entstanden sind, sind auf ein Rekordniveau gestiegen", so Bogaerts. "Das heißt: Es gab weniger Insolvenzen, dafür aber besonders große."
Pleiten Ende 2023 wohl noch unter Vorkrisenniveau
Für das laufende Jahr rechnen die Volkswirte von Allianz Trade (früher Euler Hermes) mit einem moderaten Anstieg der Firmeninsolvenzen um vier Prozent auf rund 14.600; im kommenden Jahr erwarten sie allerdings eine Zunahme von zehn Prozent auf dann 16.130 Pleiten. Dennoch dürfte die Zahl der Fälle auch Ende 2023 noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegen.
Allianz-Trade-Chef Bogaerts führt diese Widerstandsfähigkeit auf die robusten Finanzen vieler deutscher Unternehmen zurück. Die Ökonomen des Kreditversicherers betonen jedoch auch, dass sich das Insolvenzgeschehen in den vergangenen Jahren von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt und auf einem "künstlich niedrigen Niveau" eingependelt habe.
Neben verschiedenen finanziellen Hilfen hatte es während der Pandemie auch Sonderregeln bei der Insolvenzantragspflicht gegeben. Damit verfolgte die Bundesregierung das Ziel, eine Pleitewelle unter Deutschlands Unternehmen zu verhindern.