Lebensmittelhersteller Nestlé will Preise weiter erhöhen
Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé hat zum Jahresbeginn die Preise um 5,2 Prozent angehoben und den Umsatz so deutlich gesteigert. Baldige weitere Preiserhöhungen sind geplant - doch es gibt Widerstand aus dem Einzelhandel.
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat vor allem dank deutlicher Preiserhöhungen seinen Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres auf 22,2 Milliarden Franken gesteigert. Zum Gewinn wurden keine Angaben gemacht.
Weltweit setzte das Unternehmen, zu dem Marken wie Nespresso, Maggi und KitKat gehören, Preissteigerungen von 5,2 Prozent durch. Damit reagierte der Konzern nach eigenen Angaben auf steigende Kosten für Rohstoffe, Verpackung, Energie und Transport.
Unterschiede zwischen Kontinenten
Gleichzeitig machte Nestlé deutlich, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher auf weiter steigende Preise einstellen müssen. "Die Kosteninflation steigt weiterhin kräftig an, weshalb im Verlauf des Jahres weitere Preisanpassungen und eindämmende Maßnahmen erforderlich sein werden", erklärte Konzernchef Mark Schneider. Bisher sei die Nachfrage ungeachtet der höheren Preise nicht zurückgegangen. Die bisherigen Preissteigerungen bezeichnete Schneider als "verantwortungsvoll".
In den verschiedenen Weltregionen hob Nestlé die Preise unterschiedlich stark an. Während der Konzern die Preiserhöhungen in Europa auf 4,1 Prozent bezifferte, fielen sie in Nordamerika mit 8,5 Prozent und in Lateinamerika mit 7,7 Prozent wesentlich höher aus. Das spiegelt zum Teil auch die allgemeine Entwicklung der Inflationsraten in den jeweiligen Regionen wider.
Russlandgeschäft ausgeklammert
Angesichts des Krieges in der Ukraine und den Sanktionen des Westens rechnet der Konzern Russland mittlerweile aus den Wachstumszahlen heraus, merkte aber an, dass das Wachstum inklusive der Region noch höher gelegen hätte. Nach deutlicher Kritik hatte Nestlé im März beschlossen, in Russland künftig nur noch lebensnotwendige Nahrungsmittel verkaufen zu wollen.
Händler warnen vor überhöhten Preisforderungen
Der Lebensmittelhändler Edeka warnt seine Lieferanten indes wegen gestiegener Kosten für Energie und Logistik vor überhöhten Preisforderungen. Es sei gefährlich, wenn einige Industriekonzerne versuchten, ihre Renditen mit überhöhten Preisforderungen zu maximieren, sagte Edeka-Chef Markus Mosa bei der Vorlage der Bilanz für 2021. "Lebensmittel dürfen nicht zum Luxusgut werden", so Mosa. "Wir werden weiterhin jede Forderung sehr genau prüfen." Nicht vermeidbare Preiseerhöhungen dürften nicht allein den Verbrauchern aufgebürdet, sondern müssten in der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden.
Der Edeka-Chef äußerte sich damit ähnlich wie bereits vor zwei Wochen Rewe-Chef Lionel Souque. Auch dieser hatte vor überzogenen Forderungen der Lieferanten gewarnt und deutlich gemacht, dass manche der internationalen Lebensmittelkonzerne derzeit versuchten, Extragewinne einzufahren. Auch Souque betonte, dass höhere Herstellungskosten nicht komplett an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergereicht werden könnten, sondern "im System verteilt" werden müssten.