Bahn kooperiert mit Lufthansa Mehr Zug statt Flug
Angesichts der Krise in der Reisebranche wollen die Wettbewerber Deutsche Bahn und Lufthansa stärker zusammenarbeiten. Europa- und Interkontinentalflüge sollen häufiger am Bahnhof beginnen.
Wenn die Pandemie durch wachsende Impfzahlen am Jahresende ihre Kraft verliert, sollen Zug und Flug stärker als bisher gemeinsam an den Start gehen. Berthold Huber, Personenverkehrsvorstand der Deutschen Bahn, begründet die geplante bessere Anbindung des wichtigsten internationalen Lufthansa-Drehkreuzes Frankfurt am Main mit superschnellen Sprinterzügen.
"Eine vernetzte integrierte Mobilität nutzt den Verbrauchern, den Kunden und der Umwelt", sagt Huber. Was hier in der nächsten Zeit geschehen werde, sei sinnbildlich für die Entwicklung, die sich die Konzerne auch für den europäischen Verkehr zukünftig vorstellten, so der Vorstand. "Wir werden die unterschiedlichen Verkehrsträger noch besser miteinander verzahnen."
Konkret bedeutet das: zumindest für Teilstrecken Zug statt Flug. Erstmals wird von Juli an die schnellere Anreise zum Airport Frankfurt am Main mit Zügen aus Hamburg und München möglich sein. Ab Dezember sollen ICE-Züge ohne Zwischenhalt aus Berlin, Bremen und Münster dazukommen.
Inlandsflüge werden reduziert oder abgeschafft
Lufthansa-Konzernvorstand Harry Hohmeister: "Dort wo wir gemeinsam mit der Bahn den Kunden eine schnelle, komfortable und zuverlässige Anbindung an unsere Drehkreuze anbieten können, reduzieren wir entweder die Anzahl der Flüge oder wir verzichten sogar ganz darauf." So sei dies bereits beispielsweise von Köln, Dortmund oder auch von Paderborn aus schon geschehen. "Unsere Kunden werden davon profitieren, wenn denn die Coronakrise vorbei ist", so Hohmeister.
Gestärkt wird dadurch das Luftdrehkreuz Frankfurt am Main. Andere Flughäfen, die ebenfalls stark unter den Folgen der Pandemiekrise leiden, dürften indes dauerhaft Verkehr verlieren. Nicht mehr der Airport, sondern der Bahnhof wird künftig öfter Start- und Endpunkt für Europa- oder Interkontinentalflüge etwa der Lufthansa.
Mehr Wettbewerb zwischen den Flughäfen
Die gute Bahnanbindung werde den Wettbewerb zwischen deutschen Flughäfen verschärfen, erwartet Hohmeister: "Denn bereits heute bieten wir ja schon täglich 134 Bahnverbindungen von 17 Destinationen nach Frankfurt an. Fünf weitere kommen dazu. Das ist viel mehr, als die Lufthansa aus ihrem eigenen Streckennetz anbieten kann."
Wer zum Beispiel von Nürnberg in die Welt fliegen wolle, fahre bald weniger als zwei Stunden mit dem Supersprinter an den Flughafen Frankfurt ohne Zwischenstopp, erklärt das Vorstandsmitglied. "Das bedeutet, eine halbe Stunde schneller und wettbewerbsfähiger zu sein, als wenn über andere Hubs gereist werden würde."
Für "Lufthansa-Express-Rail"-Kunden soll es bequemer werden. Sie sollen schneller durch die Sicherheitskontrollen am Flughafen kommen und nach der Landung ihr Gepäck schneller erhalten, damit sie den nächsten Zug nicht verpassen.