HelloFresh, Delivery Hero & Co. Die Lieferbranche im Umbruch
Lieferdienste wie Delivery Hero oder HelloFresh gehörten zu den großen Profiteuren der Corona-Pandemie. Damit ist es vorbei. Neue Trends erobern den Markt.
Lieferdienste wie Delivery Hero oder der Kochboxen-Versender HelloFresh gehörten zu den großen Profiteuren der Corona-Pandemie. Viele Geschäfte waren damals geschlossen, Restaurantbesuche nur eingeschränkt möglich.
Es war die Zeit, in der Kontakte zu anderen Menschen wo immer möglich vermieden werden sollten, um die Ausbreitung der Pandemie schnell in den Griff zu bekommen. Was lag da näher, als sich die nötigen Lebensmittel oder ganze Mahlzeiten liefern zu lassen?
In der Branche herrschte Aufbruchstimmung
Neue Anbieter schossen wie Pilze aus dem Boden. So schaffte es etwa der Lieferdienst Gorillas, innerhalb weniger Monate nach der Gründung zu einem milliardenschweren Unternehmen zu werden. Ob schwarze Zahlen geschrieben wurden, spielte keine Rolle. Investoren waren bereit, viel Geld in diese boomende Branche zu stecken.
Die Geschäftsidee war nicht neu. Erste Pizza-Bäckereien lieferten bereits in den 1960er-Jahren italienische Spezialitäten bis an die Haustür. Die Geschäftsidee ist vor allem einfach, die Eintrittsbarrieren sind nicht besonders hoch. "Sie müssen ein paar Fahrer finden. Sie müssen ein paar Restaurants anbinden. Und schon können sie loslegen", so Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis. Das hat den Boom in den Pandemiezeiten noch beflügelt.
Bisherige Geschäftsmodelle haben es schwer
Doch genau darin liegt auch das Problem. "Wir haben noch nicht herausgefunden, wie sich das irgendwann lohnen soll, wenn ich ein Essen liefere, das einen Wert hat zwischen 15 und 30 Euro und ich dafür zehn Minuten Fahrrad fahren muss, bis ich meinen Kunden erreiche", so Riße.
Und nicht nur das. Alle Beteiligten wollen an den Lieferungen verdienen: Diejenigen, die das Essen zubereiten, diejenigen, die das Essen ausliefern und diejenigen, die die Logistik zur Verfügung stellen. "Da scheint die Größenordnung an Bestellungen selbst in großen Städten nicht auszureichen, damit das am Ende gewinnbringend funktioniert." Die Arbeitsbedingungen der Kurierfahrer stehen immer wieder in der Kritik.
Viele Kunden schätzen die schnelle Lieferung von Lebensmitteln oder fertig zubereitete Speisen. Aber nicht alle sind bereit, auch die Kosten fürs Vor-die-Tür-Bringen zu übernehmen. Dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert haben, setzt die Lieferdienste zusätzlich unter Druck. Viele Kunden müssen sparen.
Lieferdienst ist nicht gleich Lieferdienst
In der Branche ist vieles in Bewegung. Der auf orientalische Lebensmittel spezialisierte Lieferdienst Yababa ist pleite. Der Biolieferant Alpakas steckt im Insolvenzverfahren. Die ehemalige Edeka-Tochter Bringmeister wurde an die tschechische Konkurrenz verkauft. Der Online-Supermarkt Knuspr will mit dieser Übernahme schon bald profitabel werden.
Kooperationen sind an der Tagesordnung, auch die Konzentration auf weniger Standorte gehört dazu. So hat sich der Essenslieferdienst Delivery Hero nach zweieinhalb Jahren von seinem Anteil an britischen Branchenrivalen Deliveroo getrennt. Start-ups wie Circus setzen auf neue Ideen: Mit einer App können sich Kunden aus einer Speisekarte bedienen. Die Gerichte werden zum Teil vorgekocht und selbst ausgeliefert.
Zudem ist ein weiterer Trend zu beobachten, heißt es in einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Anbieter wie Knuspr und Picnic investieren massiv in Automatisierung, um Kosten zu senken. "In Zukunft könnten Bestellungen vollautomatisch zusammengestellt und zu den Lieferfahrzeugen gebracht werden." Auslieferungen mit Hilfe von Drohnen werden bereits ausprobiert.
"Eine Konsolidierung des Marktes scheint unausweichlich", heißt es in der Studie weiter. "Nur wenige werden überleben." Der Markt werde sich auf ein bis zwei große Unternehmen und einige Nischenanbieter konzentrieren, prognostizieren die Forscher.