Autohersteller Lamborghini Run auf die Luxuskarossen
Trotz Inflation und Energiekrise: Das Geschäft mit Luxusprodukten boomt. Ein Beispiel: Die Sportwagen der italienischen Marke Lamborghini. Mit einem vollelektrischen Modell lässt sich die VW-Tochter Zeit.
Auf dem Parkplatz am Firmengelände von Lamborghini ist kein freier Platz zu sehen. Die italienische Sportwagenmarke ist mit ihrem Museum zum Publikumsmagnet geworden, ohne Anmeldung geht gar nichts. Nach der Corona-Pandemie, so erzählt Elena Golinelli von der Kommunikationsabteilung, habe es einen enormen Anstieg des Tourismus aus der ganzen Welt gegeben.
Zwei Drittel mehr Gewinn
Die hohen Besucherzahlen am modernen Firmensitz in Sant'Agata Bolognese zwischen Bologna und Modena spiegeln den enormen Wachstumskurs des Autobauers wider: In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat Lamborghini beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zugelegt, auf 1,93 Milliarden Euro. Beim operativen Gewinn waren es sogar fast 70 Prozent, auf 570 Millionen Euro.
Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann ist zufrieden - im Gespräch mit der ARD verweist er auf verschiedene Faktoren, die zusammenspielen: Einmal die Stärke der Marke. Zum anderen seien die Autos gerade deswegen so beliebt, weil sie noch reine Verbrenner seien. In den nächsten Jahren werden alle Modelle auf Hybrid umgestellt. "Wichtig ist, dass wir keine Mobilität verkaufen, sondern Träume", sagt Winkelmann. "Und deswegen ist das Versprechen auch ganz klar unseren Kunden gegenüber: weniger Emissionen, aber mehr Leistung im Verhältnis zu der Modellpalette von heute."
Preise ab 200.000 Euro
Die meisten Käufer der schnellen Flitzer mit dem Kampfstier als Firmenwappen leben in den USA, in China, in Deutschland, Großbritannien und in Japan; durchschnittlich sind sie 45 Jahre alt. Die Preise der Lamborghini-Modelle beginnen bei rund 200.000 Euro - Sondereditionen können deutlich über eine Million kosten.
Die neuen Käufer-Generationen, so erzählt Winkelmann, seien nur zu überzeugen, "wenn du beides lieferst, also mehr Umweltverträglichkeit und natürlich aber auch weiterhin, sagen wir mal, diesen Traum am Leben erhältst. Für uns ist die große Herausforderung glaubhaft zu machen, dass dieser Wechsel ohne Abstriche an Emotionen gemacht werden kann".
Zunächst Hybrid-Modelle geplant
Das Geschäft mit exklusiven Supersportwagen sei äußerst kapitalintensiv, so Winkelmann. Ständig gebe es Neuerungen in der Technologie. Die größte Herausforderung ist nun der Weg zum Elektroantrieb. In den nächsten zwei Jahren werden die Modelle zunächst nach und nach auf Hybridtechnik umgestellt, ab 2025 sollen damit die CO2-Emissionen um mindestens die Hälfte reduziert sein.
Ende des Jahrzehnts will die italienische Marke, die zum Volkswagen-Konzern gehört, den ersten vollelektrischen Lamborghini auf die Straße bringen - sonst hätte sie keine Zukunft. Die Ingenieure müssen daran tüfteln, wie der Supersportwagen leichtfüßig bleibt und trotzdem die erträumte Leistung bringt.
Der Sound ist für viele entscheidend
Und da wäre ja auch noch der "Sound" - für manchen Hobby-Rennfahrer das "must have" schlechthin. Lamborghini-Chef Winkelmann, der in Berlin geboren wurde und in Rom aufwuchs, weiß um seine Wichtigkeit: "Es gibt da zwei Möglichkeiten. Entweder, man hat einfach das, was ein elektrischer Motor mit sich bringt - ein viel leiseres Fahrverhalten. Oder aber man generiert einen neuen Sound, der dann typisch für die Marke ist. Wir haben noch keine Entscheidung in dieser Hinsicht getroffen, aber wir arbeiten daran."
Auch im Museum am Standort in Sant'Agata Bolognese, wo Legenden-Modelle wie der Miura oder Countach des Firmengründers Ferruccio Lamborghini ausgestellt sind, ist der Fahrsimulator ständig besetzt; die Besucher wollen das soundtypische Fahren eines Supersportwagens emotional erleben.
"Wir stehen für ein allmähliches Wachstum"
90 Prozent der Lamborghini-Kunden sind männlich, aber das Unternehmen hat zunehmend auch die Frauen im Blick. Besonders der SUV, so Winkelmann, also das Modell Urus, komme bei Frauen gut an. Der Urus hat in den ersten neun Monaten von 2022 einen Verkaufsrekord aufgestellt, mit 4834 Modellen erreichte er im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von sieben Prozent und die höchste Zahl seit seinem Debüt 2018.
Auch ein Urus oder ein Huracán muss schnell sein. Aber der Lamborghini-Chef betont, dass die Querbeschleunigung viel wichtiger sei. "Das bedeutet, wie schnell man in eine Kurve kommt, wie das Auto abbremst, wie es auf die Pedale reagiert, auf die Lenkung. Das ist praktisch dieses Fühlen wie ein Rennfahrer. Und das ist diese Emotion, die nicht unbedingt vergleichbar ist mit den nackten technischen Daten."
Winkelmann leitete bereits von 2005 bis 2016 Lamborghini, seit Dezember 2020 ist er erneut Chief Executice Officer (CEO). Man habe immer sehr vorsichtig gearbeitet, sagt er im Gespräch mit der ARD: "Wir haben nie versucht, den Markt voll auszuschöpfen, sondern wir stehen für ein allmähliches Wachstum". Wer heute einen Kaufvertrag für einen Lamborghini unterschreibt, muss mindestens 18 Monate warten. Eine Luxusmarke hängt eben auch damit zusammen, Knappheit zu erzeugen.