EU stimmt MGM-Übernahme zu James Bond rückt für Amazon näher
Die EU-Kommission hat keine Bedenken gegen die Übernahme der legendären MGM-Studios durch Amazon. Doch ob James Bond wirklich bald bei Amazon Prime Video läuft, wird in den USA entschieden.
Es ist ein wichtiger Etappensieg für den Amazon-Konzern: Die EU-Kommission hat keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken gegen die Übernahme des Unterhaltungskonzerns Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) durch Amazon, wie die Wettbewerbshüter am Dienstagabend mitteilten. Der Deal, der einen Wert von 8,45 Milliarden Dollar hat, wurde ohne Auflagen genehmigt.
Damit ist für den Tech-Giganten aus dem Silicon Valley der Weg zur Übernahme des ebenso prestigeträchtigen wie traditionsreichen Hollywood-Studios allerdings immer noch nicht ganz frei. Denn auf der anderen Seite des Atlantiks ziert sich die US-Wettbewerbsbehörde noch, den Deal zu genehmigen. Viel Zeit für ihre Entscheidung bleibt der Federal Trade Commission (FTC) allerdings nicht.
FTC steht unter Zugzwang
Laut dem "Wall Street Journal" hat der Internetriese der FTC nämlich kürzlich bescheinigt, dass er alle von der Behörde angeforderten Informationen zur Verfügung gestellt habe. Damit wurde eine Frist in Gang gesetzt, die voraussichtlich Mitte März, frühestens einen Tag nach der Entscheidung der EU-Kommission, enden soll. Sollte die FTC bis zum Ablauf dieser Frist keine Klage einreichen, könnte Amazon die Übernahme des vor allem durch seine James-Bond-Reihe bekannten MGM-Studios abwickeln.
Die FTC könnte dann zwar im Nachgang immer noch Klage einreichen. Allerdings würde dies dann einen kartellrechtlichen Rechtsstreit zur Folge haben, der sich über Monate oder Jahre hinziehen könnte. In dieser Zeit könnte Amazon seine MGM-Pläne erst einmal unbehelligt weiterverfolgen, bis es zu einem Urteil käme.
Diese Frau kann den Deal noch verhindern
Dabei dürfte die FTC im Vergleich zur EU-Kommission für Amazon womöglich die "härtere Nuss" sein, die es zu knacken gilt. Immerhin steht an der Spitze der Behörde Lina Khan - eine Frau, mit der Amazon bereits heftig aneinandergeraten ist. Amazon hatte die heute 33-Jährige nach ihrer Berufung als FTC-Chefin frontal angegriffen: Sie sei fehl am Platz, da sie voreingenommen sei, hieß es in einem öffentlichen Antrag.
Amazon verwies dabei sowohl auf einen Amazon-kritischen Fachartikel als auch auf öffentliche Bemerkungen Khans, wonach Amazon "gegen das Kartellrecht verstoßen" habe und "zerschlagen werden sollte". Amazon sah darin einen Beweis dafür, dass Khan nicht so unbefangen sei, wie es ihre Position erfordere.
Warum Amazon die Hollywood-Ikone unbedingt will
Für Amazon steht viel auf dem Spiel. Sollte der Onlinehändler den MGM-Deal tatsächlich genehmigt bekommen, würde ihm das im Streaming-Universum einen deutlichen Schub geben. Die Konkurrenz durch Disney+, Netflix, HBO Max & Co. hatte Amazon unter Druck gesetzt, selbst mehr in Streaming zu investieren. Amazon-Gründer Jeff Bezos hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er gerne "zum Film" wollte.
Die fast ein Jahrhundert alten MGM-Studios sind eine Hollywood-Ikone. In den ersten 20 Jahren seines Bestehens fuhr MGM regelmäßig unter allen Studios die höchsten Gewinne ein. Die wirtschaftliche Blütezeit des 1924 gegründeten Filmstudios endete jedoch in den 1940er-Jahren.
James Bond bald als Amazon-Serie?
In den vergangenen Jahren war die James-Bond-Filmreihe das große Zugpferd für den finanziell schwer gebeutelten Konzern. Auch der dieses Jahr für den Oscar nominierte Coming-of-Age-Film "Licorice Pizza" von Paul Thomas Anderson gehört zum MGM-Portfolio.
Die insgesamt über 4000 MGM-Filme würden für Amazon neues Streaming-Material in Hülle und Fülle bedeuten. Hinzu kämen zahllose Möglichkeiten, die James-Bond- und Rocky-Lizenzen für neue Filme und Serien auszuschlachten. Eine Chance, die sich Amazon nur ungern entgehen lassen dürfte.