Inflation und Materialmangel Handwerk kann Kosten kaum weitergeben
In München beginnt heute die Internationale Handwerksmesse, erstmals wieder seit 2019. Großes Thema sind dabei Lieferengpässe und steigende Preise. Inflation und Materialmangel machen den Handwerkern zu schaffen.
Eigentlich wollte das Handwerk nach zwei Jahren Corona-Pandemie wieder richtig durchstarten. Doch daraus wird erstmal nichts. Der Ukraine-Krieg belaste die Unternehmen in Form von unterbrochenen Lieferketten und fehlenden Materialien, sagt der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Holger Schwannecke. Stahl oder Bitumen aus der Ukraine kommen nicht mehr in gewohnter Weise, Verzögerungen auf den Baustellen sind die Folge. Auch Öle oder Saaten sind knapp und teuer. Und das trifft dann zum Beispiel Bäckereien, genau wie die hohen Energiepreise.
Vereinbarte Preise gelten auch bei steigenden Kosten
Laut einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks kann kein Betrieb die steigenden Energiekosten vollständig an die Kunden weitergeben - zwei Drittel nur zum Teil und ein Drittel gar nicht. Höhere Preise für Energie und Material gehen zu Lasten des Gewinns und können sogar dazu führen, dass ein Auftrag zum Minusgeschäft wird; etwa am Bau, wo Verträge abgeschlossen wurden. Hier müssen sich Handwerker an den vereinbarten Preis halten, auch wenn die Materialkosten stark steigen.
Die Kunden schauen bei der hohen Inflation genau hin, wofür sie ihr Geld ausgeben. Und da steht der Handwerker nicht unbedingt an erster Stelle. Der Bayerische Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl merkt, dass die Kunden sich zurückhalten. Da werde dann der Zeitraum zwischen zwei Friseurbesuchen verlängert oder man verzichte beim Hausbau aufs Tapezieren und lasse nur streichen, um so Kosten zu sparen.
Erste Internationale Handwerksmesse seit drei Jahren
Die Internationale Handwerksmesse mit 650 Ausstellern ist zumindest eine Möglichkeit, wieder Kontakt zu den Kunden zu suchen. Sie findet bis Sonntag das erste Mal seit drei Jahren wieder statt - und das erste Mal überhaupt im Sommer und nicht wie sonst im März. Eröffnet wird sie heute unter anderem von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Hans-Peter Wollseifer, dem Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Wie früher auch können die Besucher auf der Messe allerlei Handwerkskunst bewundern und sich zum Bauen und Sanieren beraten lassen. Aber nicht alles bleibe beim Alten, erklärt Veranstalter Dieter Dohr. Dieses Jahr gebe es den Genussmarkt, auf dem manufakturerzeugte Lebensmittel gezeigt würden.
Außerdem gibt es in diesem Jahr wieder den Bereich "Young Generation", in dem Jugendliche Handwerksberufe ausprobieren können. Denn neben steigenden Preisen und Lieferengpässen beschäftigt die Unternehmen vor allem der Fachkräftemangel, weil viele Jugendliche lieber studieren, als eine Ausbildung zu beginnen. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks würden bundesweit schätzungsweise 250.000 Fachkräfte in den Betrieben fehlen.