Angeschlagener Warenhauskonzern Gläubiger entscheiden über Galeria-Zukunft
Bei einem Gläubigertreffen soll heute über die Zukunft der Galeria-Gruppe entschieden werden. Die Geschäftsführung verlangt den Verzicht auf Forderungen in Milliardenhöhe. Die Gewerkschaft ver.di hofft auf Rettung.
Die Gläubiger des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof wollen am Vormittag bei einem Treffen in Essen die Weichen für die Zukunft des angeschlagenen Traditionsunternehmens stellen. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung der Gläubigerversammlung ist die Abstimmung über den von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan.
Gläubiger sollen auf Milliardenforderungen verzichten
Medienberichten zufolge verlangt die Unternehmensführung in ihrem Insolvenzplan von Vermietern, Lieferanten und anderen Gläubigern, auf Forderungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro zu verzichten. So will man dem Konzern einen Neuanfang ermöglichen. Außerdem sollen im Zuge der Sanierung 47 der zuletzt noch 129 Warenhäuser geschlossen und Tausende Arbeitsplätze abgebaut werden.
Trotz aller Härten gilt die Annahme des Insolvenzplans als wahrscheinlich. Denn so können die Gläubiger hoffen, zumindest noch einen kleinen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten. Bei einer Ablehnung des Insolvenzplans droht dagegen nach Einschätzung von Insolvenzexperten das Aus für den Konzern und damit möglicherweise ein Totalverlust der Forderungen.
Ver.di drängt auf Rettung
Unmittelbar vor der Gläubigerversammlung appellierte die Gewerkschaft ver.di an alle Verantwortlichen, dem Warenhaus und den Beschäftigten eine Zukunft zu verschaffen. "Es gibt viel Potenzial. Die neue Leitung muss dies nutzen, auch und vor allem im Sinne der Beschäftigten", sagte ver.di-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger der Nachrichtenagentur dpa. Es gehe dabei um Menschen, Existenzen und Arbeitsplätze. "Galeria und der Eigentümer tragen für sie soziale Verantwortung."
Nutzenberger betonte: "Galeria hat eine Zukunft, wenn die Beschäftigten mitgenommen werden: Ihre Erfahrungen, ihre Qualifikationen, ihre sozialen Kompetenzen im Umgang mit Kundinnen und Kunden braucht ein digital-stationäres Warenhaus der Zukunft. Wir erwarten, dass alle Verantwortlichen in diesem Sinne handeln." Sie bekräftigte, die Gewerkschaft werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen.
Bundesagentur für Arbeit mahnt zu Zukunftsfähigkeit
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) knüpft ihre Unterstützung bei der Sanierung des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge an Bedingungen. "Wichtig ist, dass es ein Zukunftskonzept für das Geschäftsmodell gibt", sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach der Zeitung. Nur ein "weiter so" reiche nicht, merkte er ebenfalls vor der geplanten Gläubigerversammlung an.
Die BA zählt neben dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds, Kreditinstituten und Vermietern zu den großen Gläubigern von Galeria. Dem Insolvenzplan zufolge, aus dem das "Handelsblatt" zitierte, hat die Behörde 96,8 Millionen Euro Insolvenzgeld gezahlt.
Terzenbach sieht aber gute Chancen für die von der Schließung betroffenen Beschäftigten. Die Arbeitsagentur habe bereits Sprechstunden in einzelnen Filialen abgehalten und plane sogenannte digitale Begegnungsräume mit Unternehmen, die neue berufliche Perspektiven bieten könnten. Galeria müsse jedoch "auch in die Mitarbeitenden investieren, die im Unternehmen bleiben, damit wir nicht in einigen Jahren wieder vor den gleichen Problemen stehen", mahnte der BA-Vorstand.
Schwere Zeiten für Galeria-Gruppe
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende vergangenen Jahres zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Als Gründe dafür nannte der Konzern die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges.
Ein erstes Schutzschirmverfahren, das 2020 während des ersten Corona-Lockdowns eingeleitet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.