Insolventer Warenhauskonzern Warnstreiks in 19 Galeria-Filialen
Die Beschäftigten der Galeria-Gruppe haben bei einem ganztägigen Warnstreik die Arbeit in 19 Filialen niedergelegt. Die Konzernspitze hält die Streiks für rechtswidrig und droht mit Konsequenzen.
Die Belegschaft der Galeria Karstadt Kaufhof hat insgesamt 19 Filialen in Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen bestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hatte zu den ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Die Geschäfte blieben trotz der Protestaktion geöffnet, wenn auch mit eingeschränkter Betriebsamkeit.
Bei einer zentralen Kundgebung auf dem Herbert-Wehner-Platz vor dem Galeria-Kaufhaus in Harburg versammelten sich nach NDR-Informationen zwischen 150 und 180 Beschäftigte. Die Vizevorsitzende von ver.di Hamburg, Heike Lattekamp, sagte: "Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr." Nun gebe es wieder eine Insolvenz, viele Beschäftigte würden ihren Arbeitsplatz verlieren.
Streiks wegen Tarifverhandlungen
Der finanziell stark angeschlagene Konzern hatte kürzlich einen Sanierungsplan vorgelegt, der von den Gläubigern bereits gebilligt wurde. Er sieht bundesweit die Schließung von 47 der 129 Filialen vor - insgesamt will man rund 4000 Arbeitsplätze abbauen. Ver.di begründet die Streiks aber nicht mit den geplanten Entlassungen, sondern mit festgefahrenen Tarifverhandlungen für die rund 17.000 Beschäftigten. Die Gewerkschaft verlangt unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels.
"Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr", sagte Lattekamp. Die Wut und Enttäuschung der Beschäftigten seien sehr groß. Das Management habe zuletzt eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag ausgeschlossen und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten gefordert. "Unsere Antwort auf diese unverschämten Pläne sind erste regionale Warnstreiks."
Vorstand droht mit Konsequenzen
Der Galeria-Vorstand hatte die Pläne für Warnstreiks kritisiert. "Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären", schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die ver.di-Spitze. Der Brief lag dem Portal "Business Insider" vor. Beide Chefs erinnerten daran, dass sich Galeria nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer "existenziellen Krisensituation" befinde.
Nach dem Bericht von "Business Insider" bezeichnet die Konzernführung den Streik als rechtswidrig, weil er gegen den Integrations- und Überleitungstarifvertrag und den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz verstoße. Außerdem würde er auf eine Benachteiligung der Gläubiger und eine Begünstigung der Arbeitnehmer "durch kurzfristige Vereinnahmung von Mitteln aus der Insolvenzmasse abzielen", schrieben Geiwitz und Müllenbach an ver.di. Die ver.di-Chefs und auch die streikenden Arbeitnehmer würden für die entstehenden Schäden persönlich haftbar gemacht, hieß es.