Immobilienkonzern in China Evergrande kann auf Staatshilfe hoffen
Der von der Pleite bedrohte chinesische Immobilienkonzern Evergrande soll einem Medienbericht zufolge von der Provinzregierung gestützt werden. Die Aktie des Unternehmens gewann als Reaktion darauf deutlich an Wert.
Beim strauchelnden Konzern Evergrande zeichnet sich eine Lösung für die Schuldenprobleme ab. Der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler soll von der Provinzregierung von Guangdong gestützt und restrukturiert werden, wie es in einem Medienbericht hieß. Investoren sahen das als Zeichen, dass die Regierung um eine Stabilisierung von Evergrande bemüht ist. Die Aktien legten an der Hongkonger Börse bis Handelsschluss um 14 Prozent zu.
Laut einem Bericht des Informationsanbieters REDD will die Provinzregierung von Guangdong, wo Evergrande seinen Stammsitz hat, bis März einen umfassenden Restrukturierungsplan vorlegen. Die ausländischen Vermögenswerte sollen dem Bericht zufolge vom Konzern abgetrennt und an staatseigene Gesellschaften veräußert werden. Mit dem Geld sollen die Kredite und Anleihen von ausländischen Investoren zurückgezahlt werden.
Zudem teilte Evergrande mit, dass ein Vertreter des staatlichen Vermögensverwalters China Cinda Asset Management in den Verwaltungsrat einziehen solle. Der Vermögensverwalter ist einer der vier größten in China. Gleichzeitig wurde der Chef der Evergrande-Tochter New Energy Vehicle Group, die auf Elektroautos spezialisiert ist, in den Verwaltungsrat berufen. Er soll zusammen mit dem Vertreter des Vermögensverwalters China Cinda den Umbau federführend begleiten. Mit den Elektroautos will Evergrande das kriselnde Immobiliengeschäft ausgleichen.
300 Milliarden Dollar Schulden
Evergrande selbst bat seine Investoren um mehr Zeit für eine Restrukturierung. Ein Konzernumbau und eine Refinanzierung werde allen Anteilseignern zu Gute kommen. Bis zur Vorlage des Restrukturierungsplans sollten Investoren von "radikalen" Maßnahmen absehen. Vergangene Woche hatte eine Gruppe von ausländischen Anleiheinvestoren angekündigt, ihre Rechte gegenüber dem Immobilienentwickler notfalls juristisch durchsetzen.
Evergrande hat mehr als 300 Milliarden US-Dollar Schulden und konnte in den vergangenen Monaten Zinsen für Auslandsanleihen nicht mehr bedienen. Bei ausländischen Investoren steht der Wohnungsbaukonzern mit rund 20 Milliarden Dollar in der Kreide. Volkswirte und Notenbanker fürchten, dass Ausfälle von Anleihen und Krediten Schockwellen an den globalen Finanzmärkten auslösen könnten.
Zudem steckt der gesamte Immobiliensektor in China derzeit in Schwierigkeiten; auch mehrere weitere Immobilienentwickler haben Probleme, Kredite zu bedienen. Dies ist die Folge von neuen finanztechnischen Vorschriften "die drei roten Linien", welche die Führung in Peking hatte vor mehreren Monaten erlassen hatte. Damit soll der Immobiliensektor besser reguliert werden, um die Spekulation mit Gebäuden einzuschränken.