DWS-Hauptversammlung Suche nach Fehlern und Verantwortlichen
Die Hauptversammlung der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS steht ganz im Zeichen der Razzia vorige Woche. Ihr folgte die Trennung vom Chef. Kritische Aktionäre fordern, die Entlastung des Vorstands zu verweigern.
Schon vor Beginn der Hauptversammlung am Vormittag zeichnete sich ab, dass das virtuelle Aktionärstreffen des Vermögensverwalters DWS turbulent werden dürfte. Die Razzien der vergangenen Woche in den Räumen der DWS und auch der Deutschen Bank wegen Verdachts auf Kapitalanlagebetrug haben die Fondsgesellschaft ins Mark getroffen. Als erste Maßnahme wurde die Trennung von DWS-Chef Asoka Wöhrmann bekanntgeben. Seine Tätigkeit endet morgen.
Der Dachverband der Kritischen Aktionäre sieht jedoch noch andere Verantwortliche. Er werde bei der Hauptversammlung beantragen, dem gesamten Vorstand die Entlastung zu verweigern, erläutert Geschäftsführer Markus Dufner. "Bereits vor der Razzia in der DWS-Zentrale im Mai haben wir wiederholt auf das Greenwashing der DWS im Bereich ESG hingewiesen. Also im Bereich Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung", so Dufner. "Beispielhaft stehen dafür die Investments der DWS in Bergbaukonzerne wie Vale in Brasilien."
Wöhrmann und von Rohr weisen Schuld von sich
Der brasilianische Bergbaukonzern Vale wird verantwortlich gemacht für zwei schwere Dammbrüche, bei denen Hunderte Menschen ums Leben kamen. Bei den neuesten Vorwürfen gegen DWS geht es darum, dass die Fondsgesellschaft sogenannte grüne, also nachhaltige Finanzprodukte als grüner verkauft haben soll als sie tatsächlich waren.
Sowohl der bisherige Chef Wöhrmann wie auch der DWS-Aufsichtsratsvorsitzende Karl von Rohr sehen bisher jedoch keine Schuld bei sich. Das geht aus ihren vorab verbreiteten Redetexten hervor. Von Rohr warnt zudem vor Vorverurteilungen. Man werde bei Fehlverhalten klare Konsequenzen ziehen, so der Aufsichtsratschef. Allerdings seien Anschuldigungen keine Beweise und Untersuchungen keine Urteile.
Kritik an Rauswurf der Nachhaltigskeitschefin
Diese Haltung findet Dufner von den kritischen Aktionären dreist. Es sei aber nicht der einzige Fehler der DWS-Führung. "Es war ein Riesenfehler, dass die DWS im letzten Jahr ihre Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler gefeuert hat. Die hat ja darauf hingewiesen, dass DWS möglicherweise falsche Angaben zur Nachhaltigkeit macht. Also es war kein Vorwurf von außen, sondern er kam von innen."
Der neue DWS-Chef Stefan Hoops gilt als enger Vertrauter von Deutsche-Bank Chef Christian Sewing.
Als neuer Chef kommt ab morgen Stefan Hoops von der Deutschen Bank zur DWS. Der 42 Jahre alte Manager gilt als enger Vertrauter von Deutsche-Bank Chef Christian Sewing. Herausforderung für Hoops wird es vor allem sein, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Auch in nachhaltige Finanzprodukte, an denen die DWS festhalten möchte.