Appel stellt sich Aktionären Post-Chef will noch mehr investieren
Konzernchef Frank Appel geht in sein letztes Jahr an der Spitze der Deutschen Post. Die Aktionäre profitieren vom boomenden Geschäft des Unternehmens. Auf der Hauptversammlung gab es aber auch Kritik.
Von Jörg Sauerwein, WDR
Vor einem Jahr war der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolaus von Bomhard noch optimistisch - bei der nächsten Hauptversammlung sollten die Aktionäre wieder persönlich nach Bonn kommen. Schon vor einigen Monaten hatte man sich dann aber anders entschieden. Und so musste auch Post-Chef Frank Appel wieder in Kameras statt in Gesichter blicken.
"Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit, weil wir die Pandemie noch nicht hinter uns gelassen haben und es immer noch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und viele Menschen hat", sagte Appel heute auf dem virtuellen Aktionärstreffen. "Wir sind bestürzt über den Krieg in der Ukraine und verurteilen ihn aufs Schärfste. Nichtsdestotrotz gibt es auch sehr viele positive Dinge zu vermelden."
"Rekordergebnisse in allen Divisionen"
Denn der Bonner Konzern hat ein Rekordjahr hinter sich - mit deutlich gestiegenen Umsätzen und Gewinnen. Mit Beginn der Pandemie hatte der boomende Online-Handel der Post von Quartal zu Quartal deutlich steigende Paketzahlen beschert. Aber nicht nur hier lief das Geschäft zuletzt immer besser. "Wenn sie durch die Divisionen durchgehen, haben die alle Rekordergebnisse erzielt", so der Post-Chef. "Express hat so viel Gewinn gemacht wie der Konzern im Jahr 2019 als Ganzes. Global Forwarding und Freight hat zum ersten Mal mehr als eine Milliarde verdient und das Ergebnis verdoppelt."
So war die Frachtsparte in den ersten drei Monaten dieses Jahres sogar einer der Haupttreiber für weiter steigende Gewinne. Anders als der Online-Handel, der sich langsam normalisiere. Deshalb gingen die Paketzahlen zuletzt im Vergleich zum Vorjahr sogar wieder etwas zurück. Trotzdem hält die Post an ihrem angepeilten Gewinn von rund acht Milliarden fest. Daran ändert auch der Krieg in der Ukraine nichts. Dort und in Russland und Belarus mache die Post nicht einmal ein Prozent ihres Umsatzes.
Wie unabhängig ist der Aufsichtsrat?
Die finanziellen Auswirkungen des Krieges seien für die Post bisher nur relativ gering, sagte Appel in Bonn. In einem Jahr will er seinen Chefposten an Tobias Meyer abgeben. Der ist im Moment noch Vorstand für Post und Paket Deutschland und soll sich ab Juli zum Beispiel zusätzlich noch um die Immobilien, den Einkauf oder die IT kümmern. "Herr Meyer wird diese Aufgaben von mir übernehmen, um dann mit der nächsten Hauptversammlung im nächsten Jahr dann auch die Verantwortung als Vorstandsvorsitzender für die Gruppe zu übernehmen", sagte der Konzernchef.
Appel war im Vorfeld kritisiert worden, weil er inzwischen zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Telekom gewählt wurde, aber gleichzeitig noch ein Jahr Post-Chef bleiben will. Kritik von den Aktionären gab es bei der Hauptversammlung auch an der Besetzung neuer Posten im Aufsichtsrat. Einige Vertreter seien nicht unabhängig, so der Vorwurf. Unter anderem soll dort Luise Hölscher einziehen, die zurzeit Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium ist. Das sieht man im Aufsichtsrat der Post anders, die Einschätzungen gingen hier weit auseinander, erklärte der Vorsitzende von Bomhard.
Dividende steigt um 45 Cent
Für sein letztes Jahr bei der Post hat sich Konzernchef Appel vorgenommen, noch mehr Geld zu investieren - allein in diesem Jahr mehr als vier Milliarden. Eines der für ihn wichtigen Felder ist das Thema Nachhaltigkeit. "Wir wollen sieben Milliarden bis zum Jahr 2030 in nachhaltige Treibstoffe für Luft, See und Straße investieren", so der Manager. "Wir wollen 60 Prozent unserer Zustellfahrzeuge elektrifizieren, wir wollen alle neuen Gebäude, die wir bauen, CO2-frei machen."
Diese Reise habe man begonnen, und man sehe schon die ersten Erfolge, erklärte Appel. Über die finanziellen Erfolge des Unternehmens können sich dagegen die Aktionäre freuen. Sie sollen durch eine deutlich gestiegene Dividende profitieren. Pro Aktie soll es jetzt 1,80 Euro geben, 45 Cent mehr als im vergangenen Jahr.