Wer profitiert vom DAX Die meisten Dividenden fließen ins Ausland
DAX-Aktionäre konnten sich in diesem Jahr über Rekord-Ausschüttungen freuen. Überwiegend profitierten ausländische Anteilseigner. Denn der DAX ist zu mehr als 50 Prozent in ausländischer Hand.
Trotz Krisen, Lieferkettenproblemen und Krieg: Fast 51 Milliarden Euro konnten die 40 DAX-Konzerne für das abgelaufene Geschäftsjahr an ihre Anteilseigner ausschütten. Eine Rekordsumme: Im Vorjahr waren es 36 Milliarden. Profitiert haben vor allem ausländische Anleger, wie aus einer Untersuchung des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY hervorgeht. Denn die deutschen Topkonzerne der ersten Börsenliga sind mehrheitlich in der Hand ausländischer Investoren.
Den Angaben zufolge befanden sich die Wertpapiere der DAX-Konzerne zum Stichtag 31. Dezember 2021 mindestens zu gut 53 Prozent im Besitz ausländischer Investoren. Anleger aus Deutschland hielten lediglich knapp 30 Prozent der Anteilsscheine. Weitere 17 Prozent des Aktienbestands ließen sich EY zufolge nicht zuordnen. Knapp 27 Milliarden Euro Dividende gingen danach ins Ausland. An inländische Anleger flossen 18,3 Milliarden Euro. Der restliche Betrag lässt sich nicht genau zuordnen.
Top-Dividendenzahler: Mercedes Benz
Top-Dividendenzahler war in diesem Jahr Mercedes-Benz. Der Autokonzern hat insgesamt 5,4 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Davon gingen 3,5 Milliarden Euro ins Ausland. Größter Einzelaktionär des Stuttgarter Autobauers ist die chinesische BAIC Group, sie hält zehn Prozent der Stimmrechte bei Mercedes Benz. Gefolgt von dem chinesischen Investor Li Shufu und dem Staatsfonds von Kuwait, der seit 1974 bei Mercedes investiert ist. An Anleger aus Deutschland schüttete der Autobauer 1,9 Milliarden Euro aus.
Zusammensetzung der Anleger: international
Die zweithöchste Dividende zahlte der Versicherungskonzern Allianz mit insgesamt 4,4 Milliarden Euro - auch hier entfiel der kleiner Anteil von 1,7 Milliarden Euro an inländische Investoren und 2,7 Milliarden Euro hat der deutsche Versicherungsriese an Anleger im Ausland ausgeschüttet.
EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers erklärt das so: “Deutschlands Top-Konzerne haben sich in der Vergangenheit zu internationalen Schwergewichten entwickelt. Sie erwirtschaften inzwischen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes außerhalb Europas.“ Da sei es nur folgerichtig, dass sich die zunehmende Internationalität des operativen Geschäfts auch in der Zusammensetzung der Anteilseigner widerspiegele.
Ausländische Pensionsfonds profitieren vom DAX
Auch könnte die Aktienkultur in verschiedenen Ländern eine Rolle spielen. Zwar hat das Deutsche Aktieninstitut festgestellt, dass sich das Vertrauen der Sparerinnen und Sparer in die Aktie im vergangenen Jahr gefestigt habe. Doch bräuchten Aktien einen festen Platz in der deutschen Altersvorsorge. Andere Nationen ermöglichten es der dortigen Bevölkerung bereits heute, in einem Ansparverfahren mit Aktien langfristig für das Alter vorzusorgen.
Laut deutschem Aktieninstitut profitieren Rentenversicherte im Ausland wegen der globalen Anlagestrategie der Altersvorsorgegelder auch von den Erfolgen deutscher Unternehmen. Andererseits sehen beispielsweise US-Pensionsfonds angesichts der zuletzt fallenden Kurse auch die Anteile ihrer Beteiligungen dahinschmelzen.
Blackrock in 33 von 40 DAX-Konzernen investiert
Nach der Auswertung der Beratungsgesellschaft EY gehört jede fünfte Aktie eines der 40 DAX-Konzerne einem nordamerikanischen Investor. Allein der US-amerikanische Vermögensverwalter Backrock war im Juni diesen Jahres nach Zahlen von Statista an 33 der 40 im DAX notierten Unternehmen beteiligt. An etwas mehr als der Hälfte der DAX-Unternehmen sogar mit über 5 Prozent. BlackRock hält etwa 14,8 Prozent der Anteile an Qiagen - die größte Kapitalbeteiligung von BlackRock an allen DAX-Unternehmen.
BMW-Dividende bleibt überwiegend in Deutschland
Unter den Top-Dividenden-Zahlern war an dritter Stelle der Autokonzern BMW lag mit 3,8 Milliarden Euro. Hier dominierte jedoch die Ausschüttung an Anleger aus Deutschland mit 1,9 Milliarden Euro. Bei BMW haben die Erben der Industriellenfamilie Quandt, Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt, einen Stimmrechtsanteil von zusammen fast 47 Prozent. 1,4 Milliarden Euro der BMW-Dividenden flossen ins Ausland, etwa 560 Millionen Euro lassen sich EY zufolge nicht zuordnen.
Gezahlt wird die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr nach den jeweiligen Hauptversammlungen im laufenden Jahr. Die Summe von knapp 51 Milliarden Euro ist der höchste Wert seit Beginn der Auswertung 2010.