Papierkrise trifft Verlage Werden Bücher bald teurer?
Die Papierknappheit macht auch den Verlagen schwer zu schaffen. Die Herstellung von Büchern dauert länger. Und Nachdrucke werden erschwert. Bald könnten die Buchpreise steigen.
Während der Buchmesse herrscht Papier-Alarm in der Branche: Steigende Energiepreise, der Holzmangel und die Lieferketten-Schwierigkeiten haben Papier knapp und teuer gemacht. Kostete eine Tonne Zellulose noch Ende 2020 gut 650 Euro, sind es nun bereits mehr als 1000 Euro, die verlangt werden. Und auch die Altpapierpreise sind regelrecht explodiert - seit Jahresbeginn um 78 Prozent. Mit rund 200 Euro pro Tonne ist Altpapier so teuer wie noch nie.
Die Papierkrise trifft die Buchverlage zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Denn in wenigen Wochen rollt das Weihnachtsgeschäft an - und Bücher gelten dabei nach wie vor als eines der beliebtesten Geschenke.
Die Preise für Papier sind in letzter Zeit nach oben geschnellt.
Nachauflagen kaum noch möglich
Die Konsequenzen sind bereits zu spüren. Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels feststellte, ist die Vorlaufzeit, die Zeit für den Druckauftrag inklusive Papierbestellung, um das Vier- bis Sechsfache gestiegen. Vor allem Nachauflagen seien derzeit kaum noch möglich. Verlage müssen also gleich eine höhere Auflage einplanen. Das erschwere die Kalkulation, meint der Börsenverein.
Besonders Kunstbuch-Verlage dürften derzeit leiden. Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels sind kurzfristige Bestellungen von besonderen grafischen Papieren und Pappen für Einbände schwieriger geworden.
C.H. Beck hat Beschaffungsprobleme
Auch andere Verlage sind betroffen. C.H. Beck räumt Beschaffungsprobleme ein. Der Münchner Verlag zeigt sich beunruhigt über die "dramatisch verschlechterte Verknappung aller grafischen Papiere am Markt". Recyclingpapiere seien momentan fast gar nicht mehr auf dem Markt erhältlich.
Der Reiseverlag Mairdumont spürt ebenfalls die Papierknappheit. Der Herausgeber der "Baedeker"-Reiseführer kämpft nach eigenen Angaben mit deutlich längeren Lieferzeiten und höheren Kosten.
Hanser-Verlag: Nachdrucke verzögern sich
Beim Hanser-Verlag konstatiert Verlagsleiter Jo Lendle eine doppelte Papier- und Logistik-Krise. "Das ganze System ist aus der Balance geraten." Als Folge seien die Herstellungszeiten von Büchern länger geworden. Nachdrucke würden sich um Monate verzögern. Von der schwierigen Situation seien besonders Kinderbücher mit Pappe und besonders ausgestattete Titel betroffen.
Laut Florian Enns vom Rowohlt-Verlag stellen die kurzfristig und überraschenden Erfolge und Verkäufe von Titeln eine größere Herausforderung dar. "Hier können wir nicht so schnell und flexibel reagieren wie in den Vorjahren." Enns klagt über eine "rapide zunehmende Dynamik in der Kostenentwicklung". "Vor allem bedingt durch stark ansteigende Energiekosten sehen sich offenbar viele Zulieferer unserer Druckereien gezwungen auch bei teilweise bereits bestätigten Aufträgen rückwirkend die Preise anzuheben."
"Sollte die Papierknappheit bestehen bleiben, und sollten die Kosten langfristig hoch bleiben, könnte sich das in letzter Konsequenz auf die Lieferbarkeit und die Buchpreise auswirken", warnt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Momentan habe die Situation noch keine Auswirkungen für die Endkunden, erklärte ein Sprecher des Börsenvereins gegenüber tagesschau.de. "Auch im Weihnachtsgeschäft rechnen wir noch nicht damit."
Frühzeitig um Weihnachtsgeschenk kümmern!
Jonathan Beck, Chef des C.H. Beck-Verlags, rät allerdings, sich dieses Jahr frühzeitig um Weihnachtsgeschenke zu kümmern: "Ich befürchte stark, dass die Leute sich dieses Jahr zu Weihnachten nicht sicher sein können, jedes Buch auch noch kurzfristig zu bekommen", sagte er dem "Handelsblatt".
Noch planen die meisten Verlage keine Buchpreiserhöhungen. "Die Bücher behalten ihre Preise", versichert Hanser-Verlags-Chef Jo Lendle. Im nächsten Jahr allerdings dürften die Preise wahrscheinlich angehoben werden, weil auch die Druckpreise gestiegen sind.
Buchpreiserhöhungen wohl eher im nächsten Jahr
Mittelfristig werde sich die Papierknappheit auf die Preise auswirken, "wenn auch nicht so sprunghaft wie bei Heizöl oder Gas", meint Verlagschef Beck. Ein umfangreicheres Hardcover unter 30 Euro zu kalkulieren, werde immer schwieriger.
Karin Schmidt-Friederichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, verweist darauf, dass sich die Buchpreise in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur moderat entwickelt hätten. Insofern hält sie leichte Preiserhöhungen für gerechtfertigt.