Neues Bahnwerk in Cottbus Milliardenprojekt für ICE-Wartung
In Cottbus haben die Bauarbeiten für ein hochmodernes Bahnwerk mit 1200 Arbeitsplätzen begonnen. Es gilt als Leuchtturmprojekt des Strukturwandels. Ab 2024 sollen dort ICE-Züge gewartet werden.
Das Baufeld gleicht einer Mondlandschaft. Baumaschinen sind schon im Einsatz. Heute aber geht es mit dem symbolischen Spatenstich offiziell los. Schon bald soll hier neben dem bestehenden Cottbuser Bahnwerk eine neue, riesige Werkhalle entstehen, in der die Deutsche Bahn ihre ICE-4-Flotte warten lassen will, die modernste Baureihe der Hochgeschwindigkeitszüge. 2024 soll die erste Halle fertig sein.
Der Zeitplan stehe, sagt Bahnchef Richard Lutz. "Wir haben geschäftlich natürlich Druck, weil wir die Fernverkehrsflotte ausbauen: Alle drei Wochen kommt ein neuer ICE 4. Wir werden am Jahresende 360 Fernverkehrszüge in der Flotte haben - 100 mehr als noch vor fünf Jahren", sagte Lutz. "Diese Züge müssen natürlich auch instandgehalten werden - und mit diesen neuen Werk hier in Cottbus werden genau diese Leistungen erbracht."
1200 neue Arbeitsplätze für die Region
Zwei Jahre später, 2026, soll eine zweite Halle mit vier Gleisen fertig sein. Mit dem Milliardenprojekt will der Bund in der Lausitz auch den Verlust Tausender Industriearbeitsplätze nach dem Ende der Braunkohle kompensieren. "Der Strukturwandel wird hier gelingen", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. "Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass das auch wirklich ganz harte Fakten sind und nicht nur schöne Versprechen."
Mit der Fertigstellung des Bahnwerks sollten rund 1200 neue Jobs in Cottbus entstehen, so Richard Lutz. Mit dem Energiekonzern LEAG führe man bereits Gespräche. "Natürlich haben wir auch unsere Kooperationsvereinbarung mit der LEAG, wo wir uns ja darauf verständigt haben, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LEAG, die durch den Ausstieg aus der Kohle eine neue Perspektive suchen und die bei uns finden wollen, diese Möglichkeit zu eröffnen."
Noch keine ICE-Anbindung des Bahnhofs
Für Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ist das Werk mehr als ein Leuchtturmprojekt. Für Cottbus sei es das Herz der Stadt, was hier schlägt. "Es gibt kaum eine Familie, wo nicht irgendjemand früher im Bahnwerk Cottbus gearbeitet hat. Und deswegen ist es für viele Menschen auch so ein Herzensprojekt", sagt Woidke. "Dass dieses Herz jetzt wieder richtig kräftig schlägt, ist eine wunderbare Nachricht für viele Menschen, für die Region, aber natürlich auch für die, die heute in Bergbau und Energie ihr Geld verdienen."
Beim symbolischen Spatenstich in Cottbus: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Bahnchef Richard Lutz, Bundeskanzler Olaf Scholz und DB-Vorständin Daniela Gerd tom Markotten, zuständig für Digitalisierung und Technik.
Die Pläne sind groß. Was Cottbus jedoch bislang noch nicht hat, ist eine ICE-Anbindung des Bahnhofs. Diese solle so schnell wie möglich entstehen, sagt Woidke. "Wir denken gerade darüber nach, ob wir noch eine neue Organisationsform brauchen, so eine Art Task Force oder Ähnliches mehr." Die werde möglicherweise in den kommenden Tagen und Wochen eingerichtet, um das Verfahren zu beschleunigen.
Denn 2024 würden in der neuen Halle die ersten Züge gewartet. "Und unser Ziel sollte es sein, möglichst zeitnah dann auch die ICE-Züge in Cottbus losfahren und enden zu lassen."