Verhandlungen ab nächster Woche GDL und Bahn sind zuversichtlich
Nach 120 Stunden Streik fahren die Züge wieder weitgehend planmäßig - und das soll vorerst auch so bleiben. Ab nächster Woche wollen die GDL und die Bahn wieder verhandeln. Beide zeigten sich optimistisch.
Mit Blick auf die bevorstehenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn hat sich die Lokführergewerkschaft GDL zuversichtlich geäußert. "Ich halte das für einen großen Schritt in die richtige Richtung", sagte ihr Chef Claus Weselsky bei einer Pressekonferenz.
Ab dem 5. Februar wollen die Bahn und die GDL unter Ausschluss der Öffentlichkeit miteinander verhandeln. "Die Bahn stellt keine Vorbedingungen mehr", so Weselsky. Verhandelt werde über die Infrastruktur, den Rahmentarifvertrag für die Fahrzeuginstandhaltung und über die Absenkung der Wochenarbeitszeit. Ob es dafür einen Moderatoren brauche, werde während der Verhandlungen entschieden.
Bis zum 3. März gelte die Friedenspflicht. Bis dahin soll es also keine weiteren Streiks geben.
Bahn bedankt sich bei Fahrgästen für Geduld
Auch die Deutsche Bahn äußerte sich optimistisch. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass es dann auch am Ende zu einem Tarifabschluss kommen wird", sagte Konzernsprecherin Anja Bröker. Es sei gut, dass die Bahn und die GDL wieder miteinander sprechen. Bei den Fahrgästen bedankte sie sich für ihr Verständnis und ihre Geduld.
Die GDL hatte ihren mehrtägigen Streik im Personenverkehr am frühen Morgen vorzeitig beendet. Es gelte wieder der reguläre Fahrplan, teilte die Bahn mit. "Dennoch wird es im Verlauf des Montags noch zu vereinzelten Einschränkungen im Angebot des Fernverkehrs kommen", warnte der Konzern. "Auch im Regionalverkehr kann es im Laufe des Montags noch zu regional unterschiedlichen Einschränkungen kommen."
Nur jeder fünfte Fernzug fuhr
Seit Beginn des Streiks im Personenverkehr am Mittwochmorgen arbeitete die Bahn mit einem Notfahrplan. Im Fernverkehr waren so rund 20 Prozent des sonst üblichen Angebots unterwegs. Mit dem Notfahrplan wollte die Bahn auch einen möglichst reibungslosen Betriebsstart nach dem Streik ermöglichen.
Im Güterverkehr endete der Ausstand bereits am Sonntagabend. Seit 18 Uhr ist die Bahn eigenen Angaben zufolge dabei, den entstandenen Stau abzuarbeiten. "Erfahrungsgemäß dauert es aber mehrere Tage, bis die Güterverkehre wieder im Regelbetrieb unterwegs sind", sagte ein DB-Sprecher. Im Güterverkehr fallen Züge durch einen Streik in der Regel nicht aus, stattdessen entsteht ein langer Stau.
Eigentlich sollte der Ausstand sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr bis Montagabend, 18 Uhr, andauern. Die Bahn und die GDL verständigten sich aber in der Nacht auf Samstag auf ein vorzeitiges Ende und auf die neuen Verhandlungen.
Was die GDL fordert und die Bahn bietet
Das wichtigste Anliegen der GDL ist es, die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeitende bei gleichbleibendem Lohn um drei Stunden zu reduzieren. Außerdem will sie 555 Euro mehr Entgelt bei zwölf Monaten Laufzeit des Tarifvertrags erreichen.
Das derzeitige Angebot der Bahn sieht 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere fünf Prozent mehr ab April 2025 vor. Ab Januar 2026 können Lokführer und Zugbegleiter diesem Angebot zufolge dann zwischen einer weiteren Entgelterhöhung um 2,7 Prozent oder einer Stunde weniger Arbeit pro Woche entscheiden.
Bereits fest vereinbart wurde die Zahlung von 1.500 Euro Inflationsausgleichsprämie im März. Diese Zahlung fällt für die Beschäftigten steuern- und abgabenfrei aus. Die Bahn hat sich zudem bereit erklärt, über eine Entgelterhöhung per Festbetrag zu reden. Bisher hatte sich der bundeseigene Konzern stets für prozentuale Erhöhungen ausgesprochen. Festbeträge helfen in der Regel vor allem den unteren Einkommensgruppen und werden daher von Gewerkschaften oft bevorzugt ausgehandelt.
Ausstand im ÖPNV droht
Nach dem Ende des Warnstreiks bei der Bahn drohen Arbeitsniederlegungen bei Bussen und Bahnen in weiten Teilen Deutschlands. Die Gewerkschaft ver.di will am Nachmittag über mögliche Warnstreiks im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in mehreren Bundesländern informieren.
Die Gewerkschaft verhandelt seit einigen Tagen parallel in allen Ländern außer Bayern über Tarifverträge im ÖPNV. Dabei geht es in manchen Ländern um höhere Entgelte, andernorts werden die sogenannten Manteltarifverträge neu verhandelt, also die Arbeitsbedingungen. Die Tarifrunde wirkt sich laut Gewerkschaft auf mehr als 130 kommunale Unternehmen und rund 90.000 Beschäftigte in den Städten und Landkreisen aus.