Neue Hilfen für Touristikkonzern Weg frei für Staatseinstieg bei TUI
Die TUI-Aktionäre haben entschieden: Der von der Corona-Krise hart getroffene Reisekonzern wird durch eine Kapitalerhöhung vor einer Pleite bewahrt. Die letzte Hürde für eine Teilverstaatlichung ist genommen.
Die Eigentümer von TUI haben den Weg für den Bund freigemacht, mit insgesamt bis zu 25 Prozent plus einem Anteilsschein bei dem Touristikkonzern einzusteigen. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Aktionäre mit großer Mehrheit einem entsprechenden Recht zum Umtausch von Vermögenseinlagen in Aktien zu. In der Höhe hätte der Staat auch eine Sperrminorität und somit ein Mitspracherecht bei weiteren zentralen Entscheidungen.
Auch die Kapitalerhöhung ist besiegelt
Außerdem brachten die TUI-Aktionäre ebenfalls mit großer Mehrheit eine Kapitalerhöhung von rund 500 Millionen Euro auf den Weg. Die zusätzlichen Aktien sollen ergänzendes Geld in die Kasse bringen.
Der Bezugspreis für die neuen Aktien liegt bei 1,07 Euro. Der größte TUI-Aktionär, die zyprische Holding Unifirm um die russische Milliardärsfamilie Mordaschow, hatte bereits zugesagt, mindestens im Umfang ihrer Beteiligung von knapp 25 Prozent neue Papiere zu zeichnen.
Russischer Milliardär erhöht Anteil
Die Finanzaufsicht BaFin hatte Mordaschow zuvor von einem Pflichtangebot an die übrigen TUI-Aktionäre, das normalerweise bei einem Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle fällig würde, befreit. Das Argument: Die Stabilität des Unternehmens habe Vorrang vor dem Interesse der übrigen Aktionäre an einem Kaufangebot.
Die Befreiung hatte der Russe zur Bedingung dafür gemacht, dass er bei der anstehenden Kapitalerhöhung neue TUI-Aktien für bis zu 266 Millionen Euro zeichnen werde. Sonst hätte er sich auf maximal 29,9 Prozent beschränkt.
Zuvor hatte die EU-Kommission die staatlichen Hilfen für den Reisekonzern von bis zu 1,25 Milliarden Euro wettbewerbsrechtlich genehmigt. Im Frühjahr hatte TUI als erster deutscher Großkonzern öffentliche Unterstützung in Anspruch nehmen müssen. Insgesamt drei Hilfspakete umfassen mittlerweile 4,8 Milliarden Euro - zu großem Teil Kredite, die über private Banken oder die staatlichen Förderbank KfW fließen.