Fragen und Antworten Wie funktioniert der Banken-Stresstest?
Heute um 12.00 Uhr ist es soweit. Dann gibt die EZB bekannt, welche Geldinstitute durch den europäischen Banken-Stresstest gerasselt sind. Was passiert mit den Durchfallern? Wen könnte es treffen? Und wie funktioniert der Test? Tagesschau.de mit den Antworten.
Was ist der Stresstest?
Mit dem Test überprüft die Europäische Zentralbank (EZB) die Risiken der Banken - also, ob sie faule Kredite oder ausfallgefährdete Wertpapiere in ihren Büchern haben. Er soll das Vertrauen der Bürger und Märkte in die Geldhäuser stärken sowie für Transparenz und Stabilität sorgen. Die EZB spricht von einem "Gesundheitscheck". Die Ergebnisse des Stresstests sind für die EZB unabdingbar: Die Zentralbank übernimmt am 4. November die zentrale Aufsicht über die wichtigsten Finanzhäuser der Eurozone. Zuvor will die EZB sicher gehen, dass ihr keine Altlasten untergejubelt werden.
Welche Banken wurden getestet?
Auf den Prüfstand kamen die 130 wichtigsten Banken der Eurozone. Die überprüften Geldhäuser decken nach Angaben der Zentralbank den größten Teil des europäischen Bankensektors ab. 25 von ihnen kommen aus Deutschland - darunter sind die Deutsche Bank und die Commerzbank.
Wie wurde getestet?
Seit Dezember 2013 durchleuchteten EZB-Mitarbeiter zusammen mit nationalen Bankenaufsehern und Tausenden Wirtschaftsprüfern die Banken. In einem ersten Schritt prüfte die EZB die Risiken in den Bankbilanzen. Dabei ging es vor allem um die Werthaltigkeit von Krediten: Sind Kredite faul? Können Kreditnehmer wie mittelständische Betriebe ihre Schulden zurückzahlen? Um hier Ausfälle ausgleichen zu können, müssen die Banken über eine Eigenkapitalquote von acht Prozent verfügen - das heißt, wenigstens acht Prozent ihrer Risiken müssen sie mit eigenem Geld unterlegt haben, um mögliche Verluste auffangen zu können. In einem zweiten Schritt setzte die EZB die Banken zwei Szenarien aus: einem Basis- und einem Krisen-Szenario. Hierbei handelt es sich um den eigentlichen Stresstest: Wie reagiert ein Geldhaus, wenn zum Beispiel die Konjunktur einbricht? Die EZB prüft, ob die Bank selbst in einem solchen Szenario noch auf eine Eigenkapitalquote von mindestens 5,5 Prozent kommt.
Was passiert, wenn eine Bank durchfällt?
Rasseln Banken durch den Test, müssen sie ihr Eigenkapital aufbessern. Sie haben zwei Wochen Zeit zu erklären, wie sie ihre Kapitallöcher stopfen wollen. Danach gibt ihnen die EZB eine höchstens neunmonatige Frist, um das geforderte Kapital aufzubringen. Schaffen sie es nicht, droht im schlimmsten Fall das Aus. Bis dahin ist es laut EZB aber "ein sehr langer Weg". Schon vor Bekanntgabe der Ergebnisse haben viele Banken vorgesorgt: Nach Angaben der Bundesbank haben die europäischen Institute ihre Bilanzen in den vergangenen Monaten mit rund 200 Milliarden Euro gestärkt.
Gibt es Wackelkandidaten?
Die Chefin der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Elke König, geht davon aus, dass einige Banken in Italien und Frankreich den Test nicht bestehen. Als Wackelkandiaten gelten zudem Geldinstitute in Zypern und Griechenland. Das "Handelsblatt" berichtete Ende der Woche unter Berufung auf Finanzkreise, dass eine "hohe einstellige bis niedrige zweistellige Zahl" an Banken den Stresstest nicht bestanden habe. Darunter sei aber keine deutsche Bank. Laut der Nachrichtenagentur "Bloomberg" sind europaweit sogar 25 Banken durchgefallen, der Anleihehändler Pimco geht von 18 Instituten aus.