Russisches Geldinstitut Aus für Europa-Tochter der Sberbank
Die Europa-Tochter der größten russischen Bank hat den Geschäftsbetrieb eingestellt. Etwa 35.000 Sberbank-Kunden sollen entschädigt werden - darunter sind viele Anleger aus Deutschland.
Die europäische Tochter der russischen Sberbank stellt ihren Geschäftsbetrieb ein. Am Morgen teilte das Geldinstitut mit, dass sie sich aus dem europäischen Markt zurückzieht.
Als Gründe nannte die Bank unter anderem große Bargeldabflüsse bei den europäischen Filialen. Der Ausschluss von mehreren russischen Banken aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT ist offenbar nicht für die Schieflage der europäischen Tochter verantwortlich. Die Maßnahme werde die Sberbank nicht direkt betreffen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Diplomatenkreise.
Österreichs Einlagensicherung springt ein
Von den Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro seien 913 Millionen Euro durch die Einlagensicherung Austria (ESA) gesichert, teilte der Bundesverband deutscher Banken (BdB) heute mit. Da die rund 35.000 Kunden fast ausschließlich aus Deutschland stammen und über die deutsche Filiale der Sberbank Europe AG geführt werden, führt die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) das Entschädigungsverfahren durch. Durch die gesetzliche Einlagensicherung sind bis zu 100.000 Euro je Kunde geschützt.
Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hatte in der vergangenen Nacht der Sberbank Europe mit sofortiger Wirkung untersagt, ihren Geschäftsbetrieb fortzusetzen. Wegen der erwarteten wirtschaftlichen Schieflage hatte die FMA schon zuvor Überweisungen, Transaktionen und größere Auszahlungen untersagt. Der Schritt erfolgte auf Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Sonntag festgestellt hatte, dass die Sberbank Europe AG wegen der russischen Invasion in die Ukraine und massiver Geldabflüsse möglicherweise vor der Zahlungsunfähigkeit stehe.
Mehrheitlich im Staatsbesitz
Das Unternehmen hat seinen Sitz in Wien und ist eine 100-prozentige Tochter der russischen Mutter Sberbank, die sich mehrheitlich in Staatsbesitz befindet. In Deutschland ist die Bank über eine Zweigniederlassung tätig und trat dort bisher unter der Handelsmarke Sberbank Direct auf.
Wie schwer die Krise der größten russischen Bank ist, zeigt ein Vergleich zum Sommer vergangenen Jahres. Damals war sie nach ihrem Börsenwert noch die siebtwertvollste Bank der Welt. Seitdem ist der Aktienkurs des Instituts ungefähr auf ein Viertel abgestürzt.
Seit heute können die Sberbank-Papiere, wie auch alle anderen russischen Anleihen, Aktien und Derivate, nicht mehr an der Deutschen Börse gehandelt werden. "Im öffentlichen Interesse" werde der Kauf und Verkauf dieser Papiere bis auf Weiteres eingestellt, hatte der Frankfurter Börsenbetreiber gestern mitgeteilt.