Für 27,7 Milliarden Dollar US-Konzern Salesforce übernimmt Slack
Der Cloud-Anbieter und SAP-Konkurrent Salesforce kauft den Bürokommunikations-Dienst Slack. Der hat bislang Mühe, sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten. Das könnte sich nun ändern.
"Wir sind wie füreinander gemacht", feierte Salesforce-Chef Marc Benioff am Abend nach US-Börsenschluss die teuerste Übernahme seiner Firmengeschichte. Zusammen würden beide Unternehmen den Trend befeuern, von überall auf der Welt arbeiten zu können.
Salesforce, das in der Vergangenheit bereits stark über Zukäufe gewachsen ist, bezahlt den Preis in Aktien sowie Bargeld. An der Wall Street gaben die beiden Titel nachbörslich nach. Das Slack-Papier hatte seit Bekanntwerden von Insiderberichten über die anstehende Übernahme am 10. November um satte 75 Prozent zugelegt. Damit notierten sie erstmals auf dem Niveau von 42 Dollar, das sie am ersten Handelstag an der Börse im Juni 2019 erreicht hatten.
Rettung vor dem Abstieg
Danach ging es rasant bergab. Denn entgegen den Erwartungen konnte Slack nicht vom Trend zum Homeoffice und der damit verbundenen Popularität von Messenger-Diensten profitieren. Vor allem die scharfe Konkurrenz durch die Teams-Software von Microsoft erschwert es dem Unternehmen, zahlende Geschäftskunden zu gewinnen.
Auch die zunehmende Beliebtheit von Zoom macht Slack zu schaffen. Deswegen musste das Unternehmen zuletzt häufiger Rabatte gewähren, um nicht komplett durch die Konkurrenten ersetzt zu werden. Die Offerte von Salesforce kommt daher genau zum richtigen Zeitpunkt. Marktexperten sprachen sogar von einer Rettung vor dem Abstieg.
Salesforce strotzt vor Kraft
Ganz anders Salesforce. Im dritten Geschäftsquartal, das im Oktober zu Ende ging, kletterte der Umsatz von Salesforce währungsbereinigt um 19 Prozent auf 5,42 Milliarden Dollar. Zugleich hob der Cloud-Pionier aus San Francisco seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr auf nunmehr rund 21,1 Milliarden Dollar erneut an.
Dem Unternehmen, das den Markt für Kundenmanagement-Software (CRM) dominiert, kommt der Trend zum Home-Office zu Gute. Dadurch müssen Firmen verstärkt auf Rechnerkapazitäten und Anwendungen aus der Cloud setzen, damit ihre Mitarbeiter aus der Ferne agieren können.
Neue Vertriebswege
Salesforce wiederum könnte Slack nun neue Vertriebswege öffnen und den Messenger-Dienst seinen Cloud-Kunden anzubieten, und damit das Geschäft von Slack auf Kosten von Microsoft zu stärken.
Stewart Butterfield, Gründer und Chef von Slack, hat in der Vergangenheit stets betont, nicht an einem Verkauf interessiert zu sein. Zum Börsengang kontrollierte er rund 18 Prozent der Slack-Anteile. Der 47-jährige Butterfield gehörte einst zu den Gründern der Fotoplattform Flickr, die sie 2005 für einige Dutzend Millionen Dollar an den Web-Pionier Yahoo verkauften.