Russland ändert Kurs Zwangsverkäufe für den Krisen-Rubel
Russland will die Exporteure dazu zwingen, ihre Devisenreserven zu verkaufen. So soll der Rubel gestützt werden. Allein die Ankündigung scheint zu wirken: Die Währung erholt sich. Trotzdem warnte Ministerpräsident Medwedjew vor einer schweren Rezession.
Die russische Regierung greift im Kampf gegen den Rubel-Kursverfall zu neuen Mitteln. Fünf der größten staatlichen Exporteure werden offenbar dazu angehalten, einen Teil ihrer Devisenreserven auf den Markt zu werfen. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die russische Wirtschaftszeitung "Kommersant".
"Natürlich steht es den Unternehmen frei, die harten Währungen auch zu behalten", zitierte Reuters ein Regierungsmitglied. "Aber dann behalten wir uns auch das Recht vor, ihnen nicht zu helfen, wenn sie harte Zeiten haben." Betroffen sind laut den Berichten die Energiekonzerne Gazprom, Rosneft und die Diamantenproduzenten Alrosa und Kristall. Sie sollten bis März 2015 ihren Devisenbestand auf das Niveau von Anfang Oktober zurückführen. Bis dahin müssten sie ihren Bestand wöchentlich der Zentralbank melden.
Eine Milliarde Dollar pro Tag?
Laut "Kommersant" könnten es um insgesamt 50 Milliarden US-Dollar (41 Milliarden Euro) gehen. Damit komme bis zu eine Milliarde Dollar pro Tag auf die Devisenmärkte.
Die Maßnahmen der russischen Regierung bedeuten einen Kurswechsel. Präsident Wladimir Putin und andere Regierungsmitglieder hatten Kapitalkontrollen bis jetzt wiederholt abgelehnt. Die Regierung in Moskau kommentierte die Berichte aber noch nicht offiziell.
Dem Rubel geht es besser
Der Rubel erholte sich nach den Berichten deutlich. Am frühen Nachmittag mussten für einen US-Dollar rund 54 Rubel bezahlt werden. In den vergangenen Tagen waren es zeitweise 80 Rubel - in der ersten Jahreshälfte hingegen nur 30 bis 35 Rubel.
Die Zentralbank schickte nach Angaben von vier Kreditinstituten eigene Aufseher in die Devisenabteilungen der größten russischen Banken. "Wir müssen über alle unsere Aktivitäten berichten", zitierte Reuters eine Führungskraft einer Großbank: "Die sind sehr akribisch." Ein Regierungsmitarbeiter verteidigte das Vorgehen gegenüber der Nachrichtenagentur: "Es gab Panik. Es musste etwas getan werden, und wir haben einige Maßnahmen eingeleitet."
Medwedjew warnt vor schwerer Rezession
Der Rubel-Absturz wurde von den westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise und vor allem aber dem Rohöl-Preisverfall ausgelöst. Dieses ist das wichtigste Exportgut des Landes. Das nährte die Sorge vor einer Staatspleite und verunsicherte die Märkte.
Ministerpräsident Dimitri Medwedjew sagte laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA, er befürchte eine schwere Rezession in seinem Land. Nach Prognose der Zentralbank könnte das Bruttoinlandsprodukt 2015 um rund 4,5 Prozent schrumpfen.
Erst am Mittwoch hatte Medwedjew Vertreter der großen Exportkonzerne zusammengerufen, um über Maßnahmen gegen den Fall des Rubel zu sprechen. Auch die Zentralbank kündigte Gespräche mit Exportunternehmen über eine Stabilisierung des Devisenmarkts an. Regelmäßige Verkäufe ausländischer Währungen über das Jahr hinweg seien auch im Interesse der Konzerne.