Klaus Regling leitet Rettungsschirm ESM Ein kühler Kopf für große Summen
Arbeit und Ärger schrecken ihn nicht - und große Summen schon gar nicht: Klaus Regling ist der "Herr der Rettungsschirme". Der Lübecker leitet seit zwei Jahren die EFSF - erfolgreich und mit ruhiger Hand. Jetzt wählte ihn die Eurogruppe auch zum Chef des dauerhaften Rettungsschirms ESM.
Von Astrid Freyeisen, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Klaus Regling gilt als nüchtern, anpackend - und nicht sonderlich interessiert am Rampenlicht der Öffentlichkeit. "Herr der Rettungsschirme" heißt er in den Medien. Den ersten davon, die EFSF, musste er vor zwei Jahren quasi aus dem Boden stampfen. "Es gab nichts. Es gab keine Telefonnummer, es gab keine E-Mailadresse, es gab keine Büroräume, es gab keine Mitarbeiter", erzählt er. Das sei die erste Phase gewesen, die ersten Wochen. "Danach ging es darum, ein Rating für die EFSF zu bekommen, denn man kann nicht am Markt Anleihen platzieren, wenn man kein Rating hat. Das hat also auch zwei Monate gedauert."
Regling bekam sein "Triple A", das Gütesiegel der Rating-Agenturen. Damit konnte die EFSF überschuldeten Eurostaaten helfen - ähnlich dem Modell des internationalen Währungsfonds IWF.
Beginn in Lübeck
Die Karriere von Klaus Regling begann in Lübeck, wo er im Oktober 1950 als Sohn eines Tischlermeisters geboren wurde. Sein Vater saß für die SPD im Bundestag. Den politischen Weg schlug der Sohn nicht ein: In 35 Jahren als Volkswirt arbeitete er beim IWF, im Bundesfinanzministerium, für einen Hedgefonds und als Chef der Währungsbehörde der EU-Kommission. Vor zehn Jahren war er die treibende Kraft im Defizitverfahren gegen Deutschland - sehr zum Ärger von Kanzler Gerhard Schröder.
Aber nichts davon sei vergleichbar mit dem Management des Rettungsschirms. "Wenn ich das über die zwei Jahre betrachte, ist das sicherlich die schwierigste Aufgabe. Auch wenn es in meinem Berufsleben beim IWF oder der EU-Kommission durchaus auch Phasen gab, in denen die Arbeit intensiv war und Schwierigkeiten gemeistert werden mussten. Aber wir haben jetzt eine Krise im Euro-Raum, die schon länger dauert als die zwei Jahre, die die EFSF existiert." Das permanente Krisenmanagement sei schon eine besondere Herausforderung, sagt Regling.
"In Irland und Portugal läuft es gut"
Wundermittel gebe es nicht. Zu Beginn der Krise habe er noch gehofft, die EFSF würde gar nicht gebraucht. Doch dann kamen die Hilfsanträge von Irland, Portugal, Spanien und Griechenland. Dort laufe es nicht gut, räumt er ein. Aber: "Man liest ja häufig, dass die Strategie zur Euro-Rettung nicht funktioniere. Das stimmt so nicht. In Irland funktioniert sie sehr gut. Zum Beispiel haben wir in Irland eine erhebliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Das große Leistungsbilanzdefizit der Vorjahre ist schon im vergangenen Jahr in einen Überschuss umgeschwenkt. Da läuft es gut. Auch in Portugal läuft das Anpassungsprogramm gut."
Wenn Regling nun Chef des permanenten Rettungsschirm ESM wird, hat er in Luxemburg ein Team von 75 Mitarbeitern um sich - und er wird über 700 Milliarden Euro verfügen. Ein Jahr wird bis dahin wohl noch vergehen. "Es war zeitlich angemessen, jetzt auch zu entscheiden, wer Managing Director des ESM wird, und Klaus Regling hat eine hohe Zustimmung bekommen", sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach Reglings Wahl.