Freiwillige Beteiligung privater Investoren an Griechenlandhilfe Die Ratingagenturen senken den Daumen
Freiwillig sollen sich private Investoren an einem neuen Hilfspaket für Griechenland beteiligen, um eine Einstufung des Landes als pleite zu vermeiden. Doch genau das wollen zumindest zwei Ratingagenturen offenbar tun. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine rein staatliche Griechenlandhilfe.
Die Ratingagenturen Fitch und Standard & Poor's erhöhen den Druck in der Griechenland-Krise: Experten der US-Agenturen haben die Hoffnungen der Euro-Staaten auf eine reibungslose Umschuldung des südeuropäischen Landes weitgehend zunichte gemacht. Sie kündigten an, dass selbst eine freiwillige Beteiligung privater Gläubiger an einem neuen Rettungspaket für die Griechen wohl als Zahlungsunfähigkeit des Mittelmeerlandes eingestuft würde. Um genau diesen Schritt zu vermeiden, hatten die Euro-Finanzminister die von Deutschland ursprünglich verlangte verbindliche Beteiligung privater Investoren an einem neuen Hilfspaket für Griechenland abgelehnt und betont, jede Beteiligung der Privaten erfolge absolut freiwillig.
Sollte Griechenland von Agenturen als zahlungsunfähig eingestuft werden, könnte sich das Land vermutlich überhaupt kein Geld mehr auf den Märkten besorgen. Zudem dürfte die Europäische Zentralbank dann auch keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheiten für Kredite akzeptieren. Experten befürchten dann eine Kettenreaktion, die andere hoch verschuldete Krisenländer in Europa mit in den Abgrund reißen könnte.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters werden Euro-Regierungsvertreter in den nächsten Tagen mit den Ratingagenturen sprechen, um herauszufinden, wie man einen solchen Fall verhindern kann. "Die Wahrscheinlichkeit liegt derzeit bei 70 Prozent, dass man das Rettungspaket am Ende ohne private Beteiligung schnüren muss", sagte ein Bankenvertreter der Agentur.
Agenturen sagen "Nein" zum "Rollover"
Nach den Vorstellungen der Euro-Staaten sollen private Investoren im Rahmen eines neuen Hilfspakets freiwillig neue griechische Anleihen kaufen, wenn die alten Papiere auslaufen - Experten nennen dieses Modell "Rollover". Vorbild ist die sogenannte "Wiener Initiative", bei dem sich Banken auf ein ähnliches Verfahren einigten, um eine Zahlungsausfälle in Osteuropa zu vermeiden. Da die neuen Bonds eine längere Laufzeit haben, bekäme das Land mehr Zeit für die Rückzahlung - allerdings bei unverändertem Schuldenstand. Die Banken fordern aber zusätzliche Anreize, wie etwa staatliche Garantien oder eine höhere Rendite, damit sie die neuen Papiere kaufen. Noch ist offen, ob sich die Euro-Regierungen darauf einlassen.
Genau diesem Verfahren erteilen die Agenturen nun eine Absage: "Fitch würde eine solche Umschuldung als Zahlungsunfähigkeit einstufen und Griechenland damit ein entsprechendes Rating geben", sagte der Chef der Ratingagentur für die Region Asien-Pazifik, Andrew Colquhoun, auf einer Konferenz. "Der Kern des Problems ist, dass Griechenland frisches Geld braucht." Ähnlich äußerte sich auch Standard-Poor's-Experte Moritz Krämer. Die Freiwilligkeit spiele eine untergeordnete Rolle, sagte er der Tageszeitung "Die Welt". "Entscheidend ist: Wie steht der Investor im Vergleich zu dem da, was ihm versprochen wurde, als er sein Geld investiert hat."
Damit rücken die Ratingagenturen in den Mittelpunkt der Frage nach einer erfolgreiche Umschuldung - eigentlich wollten die Regierungen weltweit deren Macht nach der Finanzkrise eindämmen. Denn Kritiker sehen in den guten Noten der Bonitätswächter für die weltweit verkauften komplexen Anleihekonstrukte eine der Ursachen für die Krise. Bisherige Versuche, die Agenturen schärfer zu regulieren, griffen aber kaum. Denn in den Kreditverträgen spielen die Ratings weiter eine zentrale Rolle. Dort ist festgelegt, dass Herabstufungen unter ein bestimmtes Niveau automatisch Konsequenzen haben.
Standard & Poor's bewertet Griechenland mittlerweile nur noch mit der viertniedrigsten Note "CCC" und damit schlechter als jedes andere Land weltweit. Bei einem Land mit solch einer Einstufung gebe es in der Regel keine freiwillige Umschuldung ohne Verluste, erklärte S&P-Experte Krämer.