Die designierte Fed-Chefin Yellen Obamas zweite Wahl
Sie hat an den renommiertesten Universitäten des Landes gelehrt, hat US-Präsident Clinton beraten und ist schon lange Vorstandsmitglied der US-Notenbank. Trotzdem ist die designierte Fed-Chefin Janet Yellen nur die zweite Wahl von Präsident Obama.
Die kleine, freundliche Dame mit den weißen Haaren steht nicht auf Smalltalk. Bei Vorträgen kommt sie sofort zur Sache. Janet Yellen ist Wissenschaftlerin durch und durch. Sie hat an den besten Universitäten Amerikas studiert, geforscht und gelehrt. Yale, Harvard, sie war Dozentin in Berkley und wurde dort zweimal Lehrerin des Jahres. Die gebürtige New Yorkerin beriet Präsident Bill Clinton bei der Wirtschaftspolitik und ist seit 14 Jahren Mitglied im Vorstand der amerikanischen Notenbank. An ihrer Qualifikation gibt es keinen Zweifel.
Dennoch ist sie nur Obamas zweite Wahl. Er hätte lieber den raubeinigen Larry Summers an der Spitze der Fed gesehen, doch als dieser nach Kritik zurücktrat, war der Weg frei für die erste Frau an der Spitze der amerikanischen Notenbank. Und das im Jahr des hundertjährigen Jubiläums.
Einer der mächtigsten Posten der Welt
Der Posten gilt als einer der mächtigsten in der ganzen Welt. Ein falscher Satz kann die Aktienmärkte abstürzen lassen. Die amerikanische Notenbank kann mit ihrer Politik Länder stützen oder ruinieren. Viele Wirtschaftsexperten sind der Meinung, dass der amtierende Notenbankchef, Ben Bernanke, mit seiner Politik verhindert hat, dass die USA nach der Immobilienkrise in eine tiefe Depression abgestürzt sind.
Sein Rezept war einfach: Er überschwemmte die Märkte mit Geld, damit die Zinsen niedrig bleiben und die Banken leichter Kredite vergeben können. Wertpapiere in der unvorstellbaren Größenordnung von drei Billionen Dollar hat die Fed unter seiner Führung aufgekauft. Yellen hat diesen Kurs immer mitgetragen, zuletzt als stellvertretende Fed-Chefin.
Die Fed kann nicht ewig Geld drucken
Mit ihr an der Spitze wird sich die Politik der mächtigsten Notenbank der Welt also nicht dramatisch ändern. Doch sie sieht auch die Kehrseite der niedrigen Zinsen: "Manche Haushalte, besonders solche mit niedrigem Vermögen, bekommen kaum Zinsen für ihr Erspartes", erklärte sie.
Der Kurs des billigen Geldes ist aber auch innerhalb der Notenbank umstritten und alle Beteiligten sind sich im Klaren, dass die Fed nicht ewig Geld drucken kann. Yellen wird also die schwierige Aufgabe haben, dem Markt langsam wieder Geld zu entziehen ohne jedoch die Wirtschaft zu beschädigen. Die 67-Jährige kann sich dabei auch mit ihrem Mann austauschen: Er ist Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften.