Krisentreffen der Porsche-Eigentümer Porsche strebt Fusion mit VW an
Porsche will mit Volkswagen einen gemeinsamen Autokonzern schmieden. Damit ist der Plan, in Wolfsburg das Ruder zu übernehmen, vom Tisch. Mit seinem Einstieg bei VW hatte sich der Sportwagenhersteller finanziell übernommen.
Dreieinhalb Jahre nach dem Einstieg bei Volkswagen rückt Porsche von seinem Übernahmeplan ab und strebt nun eine Fusion an. Bei einem Treffen der Porsche-Eigentümerfamilien mit dem Vorstand wurde beschlossen, aus VW und dem von der Finanzkrise belasteten Sportwagenhersteller einen integrierten Autokonzern mit insgesamt zehn Marken zu schaffen, wie Porsche mitteilte.
Unter dem Dach des neuen Autoriesen VW stehen mit Porsche zehn Marken nebeneinander:
- Porsche
- Volkswagen
- Audi
- Bentley
- Bugatti
- Lamborghini
- Scania
- Seat
- Skoda
- VW-Nutzfahrzeuge
In den nächsten vier Wochen will Porsche gemeinsam mit VW, Betriebsräten und dem Land Niedersachsen als zweitgrößtem VW-Anteilseigner die Struktur der neuen Unternehmensgruppe festzurren. In dem von den Porsche-Eignern geplanten Konzern sollen die Pkw- und Lkw-Marken künftig eigenständig und gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Im Familienbesitz
Derzeit gehört VW zu knapp 51 Prozent Porsche, gut 20 Prozent gehören dem Land Niedersachsen. Porsche selbst wird von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert, denen als Erben des Firmengründers Ferdinand Porsche alle Stammaktien und damit mindestens die Hälfte des Kapitals gehören. Der Sitz der neuen Dachgesellschaft blieb zunächst ebenso unklar wie das künftige Gewicht, das Niedersachsen darin haben wird.
Am Ruder
Porsche hatte bisher geplant, bei Volkswagen auf 75 Prozent der Anteile aufzustocken und einen Beherrschungsvertrag abzuschließen. Dieses Ziel wurde wegen finanzieller Engpässe und des VW-Gesetzes aufgegeben. Das VW-Gesetz räumt Niedersachsen als zweitgrößtem VW-Aktionär eine Sperrminorität ein, an der Porsche mit seinem Plan zum Abschluss eines Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrages letztlich gescheitert ist.
Drückende Schulden
Porsche hat sich die VW-Übernahme bisher 23 Milliarden Euro kosten lassen. Die Schulden des Sportwagenherstellers summieren sich auf neun Milliarden Euro. Dafür werden hohe Zinsausgaben fällig. Die weltweit schwachen Automärkte sorgen derzeit für zusätzlichen Druck auf die Finanzen von Porsche.
Der Piëch-Porsche-Clan war bislang uneins über die Zukunft der beiden Unternehmen. In der Diskussion war zwischenzeitlich auch ein Verkauf von Porsche an Volkswagen, den Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch befürwortete.
Niedersachsen gesprächsbereit
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff erklärte sich zu Gesprächen mit allen Beteiligten bereit. "Es bietet sich damit die Chance, dass die Erfolgsgeschichten von Volkswagen und Porsche gemeinsam in die Zukunft fortgeschrieben werden", erklärte der CDU-Politiker.
Interessen der Belegschaft
Der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh sagte, es sei richtig, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. "Wir werden uns konstruktiv daran beteiligen." Allerdings sei aus heutiger Sicht völlig offen, ob die Gespräche überhaupt zu einem Ergebnis führen. Entscheidend sei, dass die Rechte und Anliegen der Belegschaft uneingeschränkt gewahrt blieben. Auch VW begrüßte die Entscheidung der Familien. Der VW-Vorstand werde diesen Prozess nach besten Kräften unterstützen.