Rolle in der Zypern-Rettung Der unschätzbare Reichtum der orthodoxen Kirche
Sie soll über Vermögen in Milliardenhöhe verfügen, hält Anteile an einer Bank und am größten Getränkehersteller des Landes: Zyperns orthodoxe Kirche könnte bei der Rettung vor der Staatspleite eine wichtige Rolle spielen. Doch über ihren tatsächlichen Reichtum gibt es nur Schätzungen.
Von Ulrich Pick, SWR, Redaktion Religion und Welt
Wenn das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Zypern, der konservative Erzbischof Chrysostomos II., medienwirksam mitteilt, dem Land stehe der gesamte Reichtum seiner Kirche zur Verfügung, dann spielt er mit einem gut gehüteten Geheimnis. Denn welches Vermögen in den Händen des zyprischen Klerus liegt, weiß offiziell niemand - möglicherweise nicht einmal Präsident Nikos Anastasiades.
Bekannt ist nur, dass die zyprisch-orthodoxe Kirche der größte Eigentümer von Grundbesitz auf der geteilten Mittelmeerinsel ist, dessen Wert in den Medien auf mehrere Milliarden Euro geschätzt wird.
Anteile an Bank und an Getränkeproduzenten
Zudem hält sie stattliche Anteile an zahlreichen großen Unternehmen des Landes, ist im Besitz eines Drittels der Anteile der Hellenic Bank, des drittgrößten zyprischen Geldinstituts, und verfügt über rund 20 Prozent des Kapitals von Zyperns größtem Getränkehersteller.
Seinen Reichtum verdankt der Klerus übrigens weitreichenden Steuerprivilegien. Trotz dieser dominanten Stellung sollte man aber der Ankündigung des Erzbischofs, die Kirche könne ihren gesamten Immobilienbesitz mit Hypotheken belasten und das Geld nutzen, um Anleihen zu kaufen, mit Skepsis begegnen.
Da der Inselklerus in der Vergangenheit äußerst genau auf seinen Besitz achtgab und ihn lieber hütete und vermehrte, als ihn zu veräußern, gibt es bereits Zweifel an der Aufrichtigkeit der geäußerten Versprechen.