Wer übernimmt Opel? Fiat gibt noch nicht auf
Wer übernimmt Opel? Fiat-Chef Marchionne traf erneut Kanzlerin und Wirtschaftsminister, um für die Pläne seines Konzerns zu werben. Guttenberg sprach von einem "seriösen Angebot". Vor dem morgigen Gipfeltreffen steht auch die Vorentscheidung über das Schicksal des Mutterkonzerns GM an.
Einen Tag, bevor sich die Bundesregierung auf einen bevorzugten Käufer für Opel festlegen will, geht der Bieter-Wettstreit im Berliner Regierungsviertel weiter. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg trafen mit Fiat-Chef Sergio Marchionne zusammen, der erneut für die Pläne des italienischen Autobauers warb. Fiat-Sprecher Gualberto Ranieri sprach von einem "durchaus umfassenden Treffen". Einzelheiten des Gesprächs wurden nicht bekannt.
Guttenberg war auch nach dem Treffen weiter von keinem Konzept der drei Interessenten überzeugt. Vor einer Unionsfraktionssitzung sagte Guttenberg, die Italiener hätten "kein schlechtes Konzept" vorgelegt. Das Angebot sei seriös. "Aber es sind weitere Nachbesserungen notwendig." Dies gelte allerdings auch für das Angebot des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna. Guttenberg bekräftigte, eine "geordnete Insolvenz" von Opel bleibe weiterhin "als Option auf dem Tisch". Mit einer solchen Äußerung hatte er bereits in den vergangenen Tagen für Kritik auch in den eigenen Reihen gesorgt.
Fiat gehört neben dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und dem US-Investor Ripplewood zu den Interessenten an Opel. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft des Autobauers wird aber bei der Konzernmutter General Motors (GM) und deren Großgläubigern, der US-Regierung, getroffen.
Merkel lädt zum "Super-Gipfel"
Die Bundesregierung will morgen entscheiden, wie sie sich Opels Zukunft vorstellt. Ziel sei es, bis dahin mit allen Beteiligten eine Übereinkunft zu erzielen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Für morgen Abend lud Kanzlerin Merkel neben den Übernahmeinteressenten Vertreter der US-Muttergesellschaft General Motors und des europäischen Zweigs des Konzerns ein. Beteiligt sind auch das US-Finanzministerium, vier Bundesminister und die Ministerpräsidenten der vier Länder mit Opel-Standorten. Das Treffen soll gegen 20.30 Uhr beginnen und notfalls bis tief in die Nacht gehen. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers gibt es noch "erheblichen" Klärungsbedarf mit der US-Regierung, die GM mit Milliardenbeträgen stützt.
GM-Gläubiger werden Rettungsplan wohl scheitern lassen
GM selbst steht kurz vor der Entscheidung über eine Insolvenz. Das Schicksal des US-Autobauers liegt in der Hand von Zehntausenden von Gläubigern. Ihre spätestens in der Nacht zum Mittwoch nötige Zustimmung zu einem milliardenschweren Schuldenverzicht gilt als höchst unwahrscheinlich. GM steht bei den Gläubigern mit rund 27 Milliarden Dollar in der Kreide. Der Autobauer bietet ihnen für einen Verzicht einen Anteil von zehn Prozent am Konzern. Nach den GM-Plänen soll die Regierung 51 Prozent am Konzern bekommen. Die Gewerkschaft soll für massive Zugeständnisse über ihren Betriebsrentner-Gesundheitsfonds 39 Prozent erhalten. Die Gläubiger fühlen sich dadurch schwer benachteiligt. Mindestens 90 Prozent der Kreditgeber müssen der Offerte für einen Erfolg zustimmen. Bei einem Nein der Gläubiger wird noch in den nächsten Tagen der Insolvenzantrag erwartet.
Auch beim GM-Wettbewerber Chrysler hatte letztlich die Weigerung der Kreditgeber für die Insolvenz gesorgt. Für den drittgrößten US-Hersteller soll unmittelbar nach einer Anhörung vor dem New Yorker Insolvenzgericht am Mittwoch die Entscheidung über den Rettungsverkauf an den Fiat-Konzern fallen.
Fiat will aus seiner Autosparte, Opel und dem US-Autobauer Chrysler einen der weltweit größten Autokonzerne schmieden. Nach den bisher bekannten Plänen sollen dabei europaweit 12.000 Jobs gestrichen werden. Bei Opel und den Gewerkschaften stößt das italienische Unternehmen damit auf Ablehnung. Auch die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten bevorzugen überwiegend den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna, der den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen plant, darunter 2200 in Bochum.