Fiat-Chef wirbt in Berlin für seine Pläne Fiat will drei Opel-Werke erhalten
Die Standorte Rüsselsheim, Bochum und Eisenach sollen erhalten bleiben, für Kaiserslautern ist die Zukunft offen: So sehen die Fiat-Pläne für den Fall einer Opel-Übernahme aus. Wirtschaftsminister Guttenberg nannte das Konzept interessant; massive Kritik kommt aus Rheinland-Pfalz.
Der italienische Autobauer Fiat will im Falle eines Einstiegs bei Opel drei der vier deutschen Werke erhalten. Die drei Endmontagewerke Rüsselsheim, Bochum und Eisenach sollten weiter betrieben werden, für das Werk in Kaiserslautern - dort sehe der italienische Konzern einen "gewissen Konsolidierungsbedarf" - sei die Zukunft nach dem Fiat-Konzept noch offen, sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach einem Gespräch mit Fiat-Chef Sergio Marchionne.
Das Konzept von Fiat sei interessant, müsse jetzt aber auf Herz und Nieren geprüft werden. Fiat wolle ohne eigene Schulden bei Opel einsteigen und die Marke Opel beibehalten. Den Konsolidierungsbedarf habe Marchionne auf fünf bis sieben Milliarden Euro geschätzt, die Opel-Mutter GM habe aber noch keine konkreten Zahlen zu den Schulden und Pensionsverpflichtungen geliefert. Für die zur Konsolidierung erforderlichen Milliarden wolle Fiat von den Staaten mit Opel-Standorten in Europa Bürgschaften erhalten. Es sei jedoch zu früh, den entsprechenden Anteil für Deutschland zu ermitteln, sagte der CSU-Politiker. Das italienische Unternehmen erwägt die Ausgliederung seiner Autosparte und deren Zusammenlegung mit Chrysler und dem Europageschäft von General Motors, dem Mutterkonzern von Opel. Damit wäre Fiat Nummer eins in Europa und Nummer zwei der Autohersteller weltweit.
"Keine Vorfestlegungen heute oder morgen"
Guttenberg hatte bereits vorab betont, dass Rennen um Opel sei völlig offen. Entscheidend sei ohnehin, dass sich die Investoren mit dem Opel-Mutterkonzern General Motors einigen. Auch von Seiten der Bundesregierung werde es aber sicherlich "heute oder morgen keine Vorfestlegungen" geben. Zunächst werde man weiterhin mit Interesse auf den Plan des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna warten, der ebenfalls Interesse an Opel hat.
Guttenberg sagte in den Tagesthemen, Fiat habe zugesichert, die drei Endmontagewerke in Deutschland zu erhalten. Das Schicksal des Motoren- und Komponentenwerks in Kaiserslautern mit rund 3300 Beschäftigten scheine ihm noch offen zu sein.
Der Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier erklärte nach einem Gespräch mit Marchionne, jedes ernsthafte Konzept werde sorgfältig geprüft. Es gebe aber keine Vorfestlegung auf einen bestimmten Investor. Als oberstes Ziel nannte Steinmeier den langfristigen Erhalt aller Opel-Standorte in Deutschland.
Harsche Kritik aus Rheinland-Pfalz
Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) wies die Pläne von Fiat für eine Übernahme des angeschlagenen Autobauers Opel als "inakzeptabel" zurück. "Es ist nicht hinzunehmen, wenn ein Einstieg von Fiat auf Kosten eines kompletten Opel-Standortes gehen soll", sagte Hering. Mit seinen Plänen, das Werk Kaiserslautern zur Disposition zu stellen, bestätige Fiat die kritische Haltung des Opel-Betriebsrates zu einer möglichen Übernahme durch das italienische Unternehmen. Hering warf Guttenberg zudem eine unprofessionelle Verhandlungsführung vor, bei der die betroffenen Bundesländer nicht eingebunden gewesen seien.
Auch der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des Kaiserslauterer Werks, Lothar Sorger, kritisierte ein Konzept, das den Standort gefährde, als "völlig inakzeptabel". Die Stimmung in der Belegschaft sei "zornig", sagte Sorger. "Diese Forschheit habe ich Fiat nicht zugetraut." Es sei inakzeptabel, dass der Fortbestand des Werkes infrage gestellt werde. "Das bestätigt unsere Befürchtungen zu einer Allianz mit Fiat." Auch der rheinland-pfälzische DGB forderte den Erhalt des Kaiserslauterer Motoren- und Komponentenwerks.
Opel-Chef Hans Demant hofft "in absehbarer Zeit" auf eine Lösung für die Werke des Autobauers in Deutschland. Man sei beim Aufbau einer neuen Organisation für Opel Europa bereits "ein ganzes Stück vorangekommen", sagte Demant bei einem Besuch im Opel-Werk Eisenach. Zu den potenziellen Investoren sagte Demant, deren Konzepte würden jetzt durchgesprochen. "Wir werden alle Alternativen betrachten und diskutieren", fügte der Opel-Chef hinzu. Steinmeier sagte während des Besuchs in Eisenach, bei der Suche nach neuen Investoren sei man "etwas weiter, ohne dass wir schon in einer Entscheidungssituation sind". Die Konzepte der Investoren müssten noch verfeinert werden.
Händler sehen möglichen Fiat-Einstieg kritisch
Die deutschen Opel-Händler sehen einen möglichen Einstieg skeptisch. "Es gibt zumindest Zweifel, ob ein Engagement von Fiat nachhaltig wäre", sagte der Sprecher des Verbands Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler (VDOH), Thomas Bieling, der "Automobilwoche". "Bei Fiat sehen wir kein Konzept. Es ist jedenfalls nicht genug, allein auf ein größeres Gesamtvolumen zu setzen", sagte Bieling.