Angebotsfrist der Bundesregierung läuft ab Opel wartet auf seinen Retter
Im Ringen um eine Rettung für Opel legen die Kaufinteressenten heute der Bundesregierung ihre Übernahmekonzepte vor. Der Opel-Mutterkonzern rechnet mit "mindestens drei Angeboten" - neben Fiat und dem Zulieferer Magna gilt auch der US-Finanzinvestor Ripplewood als möglicher Käufer.
Showdown im Ringen um Opel: Heute müssen alle potenziellen Investoren der Bundesregierung ihr Konzept vorlegen. Als aussichtsreiche Interessenten gelten Fiat und der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna, der zusammen mit der weitgehend staatlichen russischen Sberbank und dem russischen Autohersteller Gaz bei Opel einsteigen will. Daneben ist der US-Finanzinvestor Ripplewood Medienberichten zufolge ein weiterer Kaufinteressent.
"Wir erwarten für heute mindestens drei Angebote", sagte ein GM-Europa-Sprecher. Nach Ablauf der von der Bundesregierung gesetzten Bieterfrist bis 18.00 Uhr würden die bei der Commerzbank-Tochter DresdnerKleinwort eingegangenen Offerten vom US-Mutterkonzern General Motors und dem Wirtschaftsministerium geprüft. Bislang hatten die Investoren in den vergangenen Wochen nur sehr grob umrissene Konzepte für ihren möglichen Einstieg bei Opel präsentiert. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte die Interessenten deshalb dazu aufgefordert, die Modelle zu konkretisieren.
Scholz: "Entscheidung spätestens nächste Woche"
"Es ist so, dass wir nicht allzuviel Zeit haben. Die Entscheidungen müssen in dieser, spätestens Anfang nächster Woche fallen", sagte Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) nach einem Spitzentreffen der Regierung bei Kanzlerin Angela Merkel. An einer Lösung müssten allerdings alle Beteiligten mitarbeiten, insbesondere auch die US-Regierung, sagte Scholz. Die deutsche Regierung stehe mit allen Beteiligten in engen Verhandlungen werde alle Investoren-Angebote zügig bewerten und sich dafür auch in den nächsten Tagen erneut treffen, sagte Scholz.
Übergabe an Treuhänder
Um zu verhindern, dass staatlich verbürgte Finanzmittel an die angeschlagene Opel-Mutter General Motors abfließen, will die Regierung den Autobauer einem Treuhänder übergeben. Vertreter von Bund, Banken und Ländern hatten sich zuvor in Grundzügen auf eine Zwischenfinanzierung für Opel geeinigt. Opel braucht in den kommenden Monaten frisches Kapital im Umfang von mehr als einer Milliarde Euro. Mit Hilfe des Treuhandmodells wäre eine Brückenfinanzierung mit Hilfe staatlicher Banken möglich.
Rheinland-Pfalz sieht Magna als Favoriten
Das Land Hessen kündigte an, für Opel eine Kreditbürgschaft in Höhe von 447 Millionen Euro zu übernehmen. Das hessische Finanzministerium bestätigte einen entsprechenden Bericht des HR. Die drei weiteren Bundesländer mit Opel-Standorten gewährleisten zusammen Kreditbürgschaften in Höhe von 303 Millionen Euro. Dabei übernimmt Nordrhein-Westfalen nach Angaben des Ministeriums 150 Millionen, Rheinland-Pfalz 102 Millionen und Thüringen 51 Millionen Euro. Die Höhe berechnet sich nach der Anzahl der Arbeitsplätze. Hessen übernimmt den größten Teil, da am Standort in Rüsselsheim die meisten Opelaner beschäftigt sind. Der Bund übernimmt den Angaben zufolge eine Garantie für 750 Millionen Euro.
Der rheinland-pfälzische Landeswirtschaftsminister Hendrik Hering sagte im Südwestrundfunk, nach dem bisherigen Stand der Dinge habe der Autozulieferer Magna wohl die besten Chancen, den Zuschlag für eine Opel-Übernahme zu erhalten. Magna wolle nicht nur alle deutschen Standorte der GM-Tochter in seine Pläne einziehen, sondern habe auch industriepolitisch zukunftsfähigere Vorstellungen als der Mitbewerber Fiat, sagte Hering.
Der als dritter Interessent ins Gespräch gebrachte US-Finanzinvestor Ripplewood sei dagegen vergleichsweise branchenfremd und trete vermutlich außer Konkurrenz an. Die Opelaner in Kaiserslautern müssten bei einem Fortbestand ihres Werkes Opfer bringen, räumte der SPD-Politiker ein. Dabei gehe es sowohl um Abstriche vom Gehalt als auch um Personalabbau.