TV-Rechte und Sponsoren Die olympische Geldmaschine
Zu den großen Irrtümern von Avery Brundage gehörte seine Aussage, das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Olympischen Spiele könnten auch ohne die Vergabe von Fernsehrechten leben. Unter der Führung des amerikanischen IOC-Präsidenten erlösten die Spiele in Rom 1960 die erste TV-Dollar-Million. Als Brundage 1972 zurücktrat, waren die Fernseheinnahmen bei den München-Spielen auf 17,8 Millionen Dollar gestiegen. Olympische Spiele mussten bis dahin fast ausschließlich aus Steuermitteln finanziert werden.
Mit Samaranch kamen die TV-Gelder
Als Juan Antonio Samaranch 1980 die Führung übernahm, stand das IOC vor der Pleite. Der Spanier entdeckte die Vergabe der TV-Rechte als großes Geschäft, führte 1985 ein Sponsorenprogramm ein und entwickelte so die Olympischen Spiele zu einer Geldmaschine. Die Fernseheinnahmen stiegen über 287 Millionen Dollar in Los Angeles (1984) auf 898 Millionen Dollar in Atlanta (1996), übersprangen in Sydney (2000) mit 1,331 erstmals die Milliardengrenze, werden für Peking 1,737 Milliarden Dollar betragen und in London 2012 erstmals die Zwei-Milliarden-Grenze übertreffen.
Parallel dazu verlief die Vergabe der Winterspiel-Rechte mit 500.000 Dollar in Squaw Valley (1960) bis Vancouver 2010, wo sie erstmals mehr als eine Milliarde Dollar einbringen werden. In 52 Jahren seit Rom 1960 lassen sich mehr als 13 Milliarden Dollar an TV- Einnahmen errechnen.
Milliardenschweres Sponsorenprogramm
Zur besseren Vermarktung hatte Samaranch von 1994 an in Lillehammer die Winterspiele aus dem olympischen Rhythmus herausgelöst. Das Sponsorenprogramm begann mit Einnahmen von 96 Millionen Dollar (1985 bis 1988) und stieg inzwischen auf 866 Millionen Dollar (2005 bis 2008). Zwischen 2009 und 2012 wird es mehr als eine Milliarde Dollar ausmachen.
Samaranch führte eine Vierjahresrechnung ein, in der die Marketingeinnahmen der jeweiligen Sommer- und Winterspiele zusammengeführt werden. Sie stiegen über 2,630 Milliarden Dollar (1993 bis 1996) und 3,770 Milliarden Dollar (1997 bis 2000) auf 4,178 Milliarden Dollar (2001 bis 2004) und werden in der laufenden Periode mehr als fünf Milliarden Dollar betragen. Das Fernsehgeschäft hat daran einen Anteil von rund 50 Prozent, 40 Prozent machen Sponsoreneinnahmen aus, acht Prozent der Eintrittskartenverkauf und zwei Prozent Lizenzen.
OKs profitieren am stärksten
Größte Profiteure am boomenden Geschäft sind die Organisationskomitees Olympischer Spiele, die ihre eigenen Einnahmen aus Sponsoren-, Eintrittskarten- und Lizenz-Geschäften zu 95 Prozent behalten können und dazu 50 Prozent der Erlöse aus dem Sponsoren-Programm des IOC und knapp die Hälfte der TV-Erlöse bekommen. Auf diese Weise kamen 2004 für Athen 1,515 Milliarden Dollar zusammen. Pekings Marketingeinnahmen werden allein schon wegen des eigenen Sponsorenprogramms in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar beträchtlich höher ausfallen.
USOC bekommt soviel wie IOC
Nach einem höchst umstrittenen Verteilerschlüssel teilen die olympischen Anspruchsbererchtigten bisher den großen Rest unter sich auf, wobei das olympische Komitee der USA (USOC) als Repräsentant des stärksten Sponsorenmarkts mit dem IOC, den übrigen 204 Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und den 35 olympischen Verbänden fast gleich gestellt ist. Das soll nun geändert werden. Für alle vier Organisationen blieben in der Periode 2001 bis 2004 Summen von jeweils rund 300 Millionen Dollar übrig.