Welt-Erdöl-Kongress zur Energieversorgung "Die nächsten 100 Jahre sicher"
Rund 3000 Vertreter der Erdölbranche haben in Madrid über Versorgungsängste und drastische Preissteigerungen am Ölmarkt beraten. Das Fazit lautet: Die Versorgung mit Öl ist sicher - nur zu welchem Preis?
Von Jürgen Döschner, WDR
"Wie hoch wird der Ölpreis noch steigen?" – Das ist wohl eine der am häufigsten gestellten Fragen auf dem 19. Welt-Erdölkongress. Doch selbst hier in Madrid, beim globalen Gipfeltreffen der Erdöl-Fachleute, gibt es darauf keine Antwort.
Wie Jeroen van der Veer, Chef des größten europäischen Ölkonzerns, Shell, erklärt, gebe es eine klare Anweisung für alle Mitarbeiter bei Shell, dass niemand irgendwelche Äußerungen machen dürfe, die als Signal für den Ölpreis gewertet werden könnten. Daran halte er sich, so van der Veer: "Es dürfen auch keine Preisprognosen abgegeben werden – obwohl wir intern durchaus durchspielen, wo der Ölpreis 2020 stehen könnte."
Neue Ölprojekte kosten Zeit und Geld
In Madrid wird deshalb viel im Unklaren gelassen. Manches wird auch nur angedeutet. Doch immerhin, eines scheint sicher: Die Zeit des billigen Öls ist vorbei. Ein Zurück zu Preisen von 10, 20 oder selbst 50 Dollar pro Barrel wird es kaum geben. Denn die weltweite Nachfrage steigt weiter und die Erdöl-Produzenten haben Schwierigkeiten, Schritt zu halten.
"Ja, wir können neue Öl- und Gasprojekte angehen, aber das kostet Zeit und sehr viel Geld", meint van der Veer. Außerdem gebe es jede Menge politische Probleme und die Quellen lägen in immer entlegeneren Gegenden. "Wir müssen feststellen: Das einfach zu fördernde Öl wird knapp, der größte Teil der künftigen Versorgung wird aus schwierigen Quellen kommen."
Erdölbranche sieht Energieversorgung gesichert
Sichere Energieversorgung für nachhaltiges Wachstum – lautet der Titel des diesjährigen Welt-Erdölgipfels. Und diese Überschrift zeigt: Es gibt für die Erdölbranche noch mehr Sorgen als nur den Preis. Die Kritik der Klimaschützer an fossilen Energieträgern wird immer lauter und es wachsen die Zweifel, ob überhaupt noch genug Öl vorhanden ist, um die künftige Energieversorgung sicher zu stellen.
Tony Hayward, Chef der britischen BP, versuchte stellvertretend für die Branche, direkt zum Auftakt des Kongresses solche Zweifel zu zerstreuen. Die Nachfrage nach Öl sei zurzeit größer als man sich das je vorgestellt habe, sagte Hayward. Dennoch sei er zuversichtlich, dass die Herausforderung zu stemmen sei: "Wenn wir alle – private und staatliche Unternehmen, Politik und Wirtschaft – an einem Strang ziehen, dann können wir die Energieversorgung der Welt für die nächsten 100 Jahre sicherstellen."
Genug Öl für alle - doch zu welchem Preis?
Um die These von den versiegenden Ölquellen zu entkräften, machte Hayward folgende Rechnung auf: Eine Billion Barrel Öl sei bisher verbraucht worden, eine weitere Billion warte als nachgewiesene Reserven auf die Erschließung und eine Billion würden noch als ungesicherte Ressourcen im Boden vermutet.
Zusammengefasst lautet die Botschaft der Erdöl-Elite in Madrid also: Wir werden auch in Zukunft genug Öl haben – nur zu welchem Preis, das steht in den Sternen. Für die Weltwirtschaft und die Verbraucher nicht wirklich eine beruhigende Nachricht.