Erstmals seit 1999 mehr Umsatz Musikbranche macht Plus - dank Internet
Die Musikbranche galt zwischenzeitlich als Auslaufmodell. Mittlerweile haben sich die Konzerne umgestellt, Angebote im Netz entwickelt und können sich nun über das erste Umsatzplus seit 1999 freuen. Die Digitalisierung töte nicht die Musik, sondern rette sie, heißt es plötzlich geradezu euphorisch.
Die Musikbranche war die erste, die gegen Ende des vergangenen Jahrtausends zu spüren bekam, wie das Internet den Handel und Austausch von digitalen Produkten verändert. Nun scheint sich die Branche auch als erstes zu erholen. Erstmals seit 13 Jahren wächst sie wieder, teilte der Verband IFPI mit. Grund seien vor allem die Verkäufe im Internet.
Zwar fiel das Plus im Jahr 2012 mit geschätzt 0,3 Prozent auf 16,5 Milliarden US-Dollar überschaubar aus, dennoch sorgte die Nachricht für äußerst positive Reaktionen. Immerhin hatte der Umsatz 1999 noch bei 27,8 Milliarden US-Dollar gelegen - und war seitdem kontinuierlich zusammengeschrumpft.
Neue Kunden werden erreicht
Die Umsätze im digitalen Geschäft stiegen 2012 um neun Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar und machten damit 34 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Dazu trugen auch die schnell wachsenden neuen Online-Dienste wie Spotify und Deezer bei. Dank dieser neuen Plattformen könnten die Unternehmen ihre Geschäfte leichter ausbauen und neue Kunden gewinnen, so der Branchenverband.
In mindestens acht Ländern, darunter Indien, Japan und Kanada, sei der digitale Umsatz inzwischen größer als der mit physischen Tonträgern wie CDs und DVDs. Im Gegensatz zu Märkten wie Brasilien oder Indien ist das Musikgeschäft dem Branchenverband zufolge in Deutschland wie auch in Großbritannien weiter leicht rückläufig. In Großbritannien sanken die Umsätze im vergangenen Jahr um sechs Prozent. Sony-Chef Berger begründete dies mit dem bisher hohen Anteil von physischen Tonträgern am Gesamtmarkt in beiden Ländern.
"Digitalisierung rettet die Musik"
"Zu Beginn der digitalen Revolution hieß es allgemein, die Digitalisierung wird die Musik töten", sagte Edgar Berger, der bei Sony Music Entertainment das internationale Geschäft leitet. "Die Wahrheit aber ist, dass die Digitalisierung die Musik rettet." Er sehe in den Zahlen den Beginn einer globalen Wachstumsgeschichte. Die Branche habe allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken.
"Dies ist ein sauer verdienter Erfolg einer Branche, die innovativ war, gekämpft und sich über ein Jahrzehnt lang verändert hat", sagte IFPI-Präsidentin Frances Moore in London. "Wir spüren ein Brummen in der Branche, das wir lange Zeit nicht gespürt haben."
Besonders der weltweite Siegeszug von Smartphones, auf denen Musik digital gekauft und abgespielt werden kann, habe den Markt vorangetrieben. "Die Leute nutzen die Smartphones mehr zum Musikhören als zum Telefonieren", sagte Edgar Berger, Chef des internationalen Geschäfts von Sony Music.
Maßnahmen gegen illegale Downloads gefordert
Die Branche blickt also optimistischer in die Zukunft, doch zufrieden ist sie längst nicht. Der Verband forderte die Politik und die Betreiber von Internet-Suchmaschinen auf, noch radikaler gegen illegale Download-Plattformen vorzugehen. "Sie sollten den legalen eine Priorität bei der Suchfunktion einräumen", sagte Moore. Ein Drittel aller Internet-Nutzer greife noch immer auf nicht lizenzierte Anbieter von Musik zurück.
Zudem müsse die Werbebranche aufhören, auf illegalen Plattformen Werbung zu schalten.