EU-Kommission will Verbraucherrechte stärken Dem Online-Handel auf die Sprünge helfen
Nur sechs Prozent aller Internet-Geschäfte werden derzeit grenzüberschreitend abgewickelt - zu wenig, findet die EU-Kommission. Schuld daran ist in ihren Augen vor allem der verunsicherte Verbraucher. Damit der bald in grenzenlosen Shopping-Rausch verfällt, soll er mit mehr Rechten ausgestattet werden.
Die EU will das Vertrauen der Verbraucher in Internet-Geschäfte stärken und so den schwächelnden Online-Handel in Schwung bringen. Die Verbraucher fühlten sich in der Online-Welt noch nicht sicher genug, um alle Vorteile zu nutzen, sagte EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva. Ein Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen in den einzelnen EU-Ländern mache es Verbrauchern und Unternehmen noch immer schwer, ins Internet-Geschäft einzusteigen.
Rückgaberecht stärken
Kuneva kündigte an, unter anderem das Rückgaberecht der Verbraucher und die Möglichkeit des Rücktritts von einem Geschäft zu vereinfachen. Außerdem soll es EU-weit einheitliche Regeln für die Erstattung defekter Produkte und die Kostenübernahme bei deren Rücksendung geben. Nach Kunevas Worten kaufen derzeit erst etwa sechs Prozent der Verbraucher grenzüberschreitend im Internet ein. Den Anbietern entgehe ein großer Markt, wenn sich dies nicht ändere, so die Kommissarin.
Auf der anderen Seite häufen sich Beschwerden der Kunden über Internet-Geschäfte. Nach Angaben der Europäischen Verbraucherzentralen hat sich die Zahl der Kunden, die sich über ein Geschäft beklagten, von 2004 auf 2005 verdoppelt. Am häufigsten beschwerten sie sich, weil ein Produkt nicht geliefert wurde. Kuneva hält auch deshalb ein rasches Eingreifen auf EU-Ebene für geboten.
Kritik von der Industrie
Kritik am Vorhaben der Kommissarin kommt von der Wirtschaft. Der Bundesverband der Deutschen Industrie wandte sich gegen neue Verbraucherschutzregeln. Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) forderte die Kommission unumwunden auf, "das Projekt zu stoppen". Neue Haftungsregeln könnten dazu führen, dass Preise steigen und die Produktion in Länder außerhalb der EU verlagert werde, warnte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.