Industrie unter Druck EU stellt Galileo-Konsortium Ultimatum
Galileo soll die europäische Antwort auf das US-Satellitenortungssystem GPS sein und die EU-Staaten unabhängig machen. Aber das beauftragte Industriekonsortium kommt nicht in die Gänge. Jetzt hat die EU den Firmen ein Ultimatum gesetzt. Gleichzeitig lässt sie schon einmal nach Alternativen suchen.
Die 27 EU-Staaten haben einen Krisenplan für das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo beschlossen und setzen die beteiligten Unternehmen massiv unter Druck. Wegen der Startprobleme bei dem milliardenschweren Vorhaben beauftragten die Verkehrsminister die EU-Kommission, bis Juni mögliche Alternativen auszuarbeiten. Parallel setzte der Ministerrat in Brüssel den acht beteiligten Unternehmen der europäischen Raumfahrtindustrie ein Ultimatum zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen bis zum 10. Mai.
Als eine denkbare Alternative hatten Diplomaten ein stärkeres finanzielles Engagement der Staaten und die Europäische Raumfahrtbehörde ESA als zeitweisen Projektführer ins Spiel gebracht.
Galileo soll in Konkurrenz zum amerikanischen GPS-System treten. Der Ratsvorsitzende, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, betonte den dringenden Handlungsbedarf: "Galileo ist in der Krise." Die Verzögerung beim Aufbau des Gemeinschaftsunternehmens bedroht den gesamten Zeitplan für das Vorhaben. Eigentlich sollte Galileo im Jahr 2010 in Betrieb gehen. Auch der neue Termin 2011 sei nur noch zu schaffen, wenn bestimmte Bauteile noch dieses Jahr bestellt würden, hatte ein Sprecher von European Satellite Navigation Industries vor dem Ratstreffen gewarnt.
Konsortium mit Startschwierigkeiten
Das Konsortium hatte gestern zwar das lange erwartete Gemeinschaftsunternehmen gegründet. In EU-Ratskreisen hieß es aber, die Führung des Unternehmens stehe noch nicht fest, weshalb Verhandlungen nicht geführt werden könnten. Tiefensee appellierte an die Unternehmen, schnell weitere Entscheidungen zu treffen.
Zu den Galileo-Konzessionären gehören die Airbus-Mutter EADS, die französischen Konzerne Thales und Alcatel, die italienische Finmeccanica, die spanischen Gruppen Aena und Hispasat und die britische Inmarsat. Auf deutscher Seite ist das Konsortium TeleOp dabei, zu dem unter anderem die Telekom-Tochter T-Systems und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehören.
Insgesamt 30 Satelliten sollen die Europäer unabhängig von den USA machen, die ihr Navigationssystem GPS bei Militäreinsätzen für die Öffentlichkeit unzugänglich machen könnten.