Förderung der Versorgungssicherheit Erster Schritt für vernetzte Strommärkte in Europa
Mit einem grenzüberschreitenden Stromfluss soll künftig die Energieversorgung verbessert werden. In Luxemburg unterzeichneten Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten eine Absichtserklärung zur Schaffung eines Regionalmarktes. 2009 soll es losgehen - auch mit mehr Wettbewerb.
Mit einem Zusammenschluss ihrer Strommärkte wollen Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten (Belgien, Luxemburg und die Niederlande) die Versorgungssicherheit verbessern und die Strompreise senken. Vertreter der fünf Staaten und der Energiewirtschaft sowie EU-Energiekommissar Andris Piebalgs unterzeichneten in Luxemburg eine entsprechende Vereinbarung. Stichtag für den neuen Verbund ist der 1. Januar 2009.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sagte, damit entstehe ein Stück gemeinsamer Strommarkt. "Dies kann nur als Vorbild dienen für die gesamte Europäische Gemeinschaft." Zwar lasse sich noch nicht sagen, ob Strom damit billiger wird, so Glos weiter. Auf jeden Fall entstehe aber mehr Wettbewerb.
Bisher gebe es grenzüberschreitenden Stromaustausch vor allem bei Engpässen, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Joachim Wuermeling. "Das ist aber nur eine Art Nothilfe und kein echter Markt." Zudem müsse bislang, wenn etwa aus Frankreich Strom zugekauft werde, entsprechende Netzkapazität erstanden werden. Das sei künftig nicht mehr nötig. Der Verbund solle zudem Anreize für den Ausbau von Leitungen und Kuppelstellen an den Grenzen schaffen.
RWE lobt Vereinbarung
Die Stromwirtschaft sieht in einer solchen Vernetzung auch eine Alternative zur von ihr abgelehnten Abspaltung der Übertragungsnetze aus den Konzernen. RWE-Vorstandschef Harry Roels sagte, der Wettbewerb auf den europäischen Strommärkten werde mit der Vereinbarung pragmatisch voran gebracht. "Sie packt im Gegensatz zur eigentumsrechtlichen Entflechtung das Problem an der Wurzel." Der Stromhandel werde zügig vereinfacht.
Bis Januar 2009 soll von Netzbetreibern und Strombörsen ein gemeinsames System für die Preisfestsetzung aufgebaut werden. Bei so genannten impliziten Auktionen über ein gemeinsames Büro soll der Strom mit der für die Übermittlung nötigen Leitungskapazität versteigert werden. Bis Ende dieses Jahres sollen die Netzwerkbetreiber einen Fahrplan vorlegen, um Versorgungsengpässe besser erkennen zu können. Zugleich wollen die Betreiber ihre Zusammenarbeit verbessern.
Pannen mit massiven Auswirkungen
Wie grenzübergreifend die Auswirkungen im Strommarkt sein können, hatte eine Panne im November 2006 deutlich gemacht. Damals waren nach der Abschaltung einer Hochspannungsleitung von E.ON über die Ems bei Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien und Spanien die Lichter ausgegangen.
Die EU strebt seit langem eine engere Verzahnung der nationalen Stromnetze an. Dabei fehlt es oft an teuren Verbindungsstellen zwischen den Netzen der einzelnen EU-Staaten. Zugleich will die EU-Kommission den Wettbewerb in Gang bringen, um die Preise zu senken.