Massive finanzielle Probleme Nach 66 Jahren stellt Malev den Betrieb ein
Nach 66 Jahren hat die ungarische Fluggesellschaft Malev ihren Betrieb eingestellt. Das Staatsunternehmen steckt seit Jahren in Schwierigkeiten. Seit Brüssel Anfang des Jahres den ungarischen Staat verdonnerte, Staatsgelder von Malev zurückzufordern, wurde die Lage noch verfahrener. Jetzt ging Malev die Puste aus.
Die seit Jahren angeschlagene ungarische Fluggesellschaft Malev hat ihren Betrieb eingestellt. Die wirtschaftliche Lage des staatlichen Unternehmens sei "unhaltbar" geworden, begründete Malev-Generaldirektor Lorant Limburger den Schritt. Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich vor den Informationsschaltern lange Schlangen. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen.
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erklärte im Rundfunk, seine Regierung strebe einen Neustart des staatlichen Unternehmens an. Die Budapester Regierung hatte bereits am Montag Konkursschutz über die Malev verhängt. Am Dienstag richtete sie einen Fonds mit zwei Milliarden Forint (umgerechnet 6,8 Millionen Euro) für die Entschädigung von gestrandeten Malev-Passagieren ein. Der ungarische Ministerpräsident Orban erklärte in seinem wöchentlichen Rundfunk-Interview am Morgen: "Ein Neustart ist möglich, wenn wir uns einigen können." Einzelheiten nannte er nicht. "Zu einer Volkswirtschaft des 21. Jahrhunderts gehört eine gut funktionierende, nationale Fluggesellschaft", sagte er lediglich. Für Malev würden allerdings "die Investoren nicht Schlange stehen".
"Nach 66-jährigen fortwährendem Betrieb"
Meldungen über den nahenden Konkurs hätten die Liquiditätsschwierigkeiten verschärft, erklärte Generaldirektor Limburger. Lieferanten hätten "von einem Tag auf den anderen" auf Vorauskasse bestanden. Die Direktion des Unternehmers habe entschieden, den Betrieb einzustellen. "In diesem Sinne steigen seit dem 3. Februar, 06.00 Uhr, nach 66-jährigem fortwährenden Betrieb, keine Malev-Flugzeuge mehr auf", heißt es in der Stellungnahme.
Forderungen aus Brüssel
Die Fluggesellschaft hatte seit Jahren mit Finanzierungsschwierigkeiten gekämpft. Kritisch wurde die Lage Anfang des Jahres. Die EU-Kommission hatte entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückfordern muss, die von 2007 bis 2010 zur Unterstützung an Malev geflossen waren. Die Gesamtsumme beläuft sich auf umgerechnet 130 Millionen Euro und ist damit etwa so hoch wie der Umsatz der Airline im Jahr 2010. Seit der Brüsseler Entscheidung stellte die Regierung jegliche Hilfe an die Airline ein.
Malev beschäftigt insgesamt 2600 Mitarbeiter. Sie transportiert jährlich rund drei Millionen Passagiere. Nach der demokratischen Wende Ungarns vor 22 Jahren wurde sie zweimal privatisiert und wieder rückverstaatlicht. Die Fluggesellschaft sorgt für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Flughafen Ferihegy, der von der deutschen Hochtief betrieben wird. Malev, wie British Airways und American Airlines ein Mitglied der Oneworld Alliance, sitzt auf Schulden von mehr als 200 Millionen Euro.