Betrugsvorwürfe gegen Wall-Street-Star Madoff "Es ist alles eine große Lüge"
Der mutmaßliche Milliarden-Betrug an der New Yorker Wall Street zieht offenbar immer weitere Kreise. Internationale Banken sind laut Medienberichten ebenso Opfer des Finanziers Madoff geworden wie der Eigentümer der New York Mets. 50 Milliarden Dollar sind vermutlich verloren.
Von dem mutmaßlichen Milliardenbetrug an der Wall Street sind möglicherweise auch große Namen der Finanzwelt betroffen. So gehörten auch die französische Großbank BNP Paribas und die japanische Nomura über Geschäftsbeziehungen zu den Opfern des Finanziers Bernard L. Madoff, berichtet das "Wall Street Journal". Auch mehrere Unternehmen aus der Hedge-Fonds-Branche und Prominente wie der Eigentümer des Baseball-Teams "New York Mets" seien betroffen.
Schneeball-System zusammengebrochen
Madoff war am Freitag wegen des Verdachts auf Milliardenbetrug festgenommen worden. Dem früheren Chef der US-Technologiebörse Nasdaq wird vorgeworfen, Investoren um 50 Milliarden Dollar (umgerechnet knapp 38 Milliarden Euro) betrogen zu haben. Er soll mittels eines Hedge-Fonds ein Schneeball-System aufgebaut haben, bei dem Investoren hohe Gewinne versprochen wurden, die mit dem Geld neuer Anleger bezahlt wurden. Der einflussreiche Manager hat laut Staatsanwaltschaft zugegeben, dass der Hedge-Fonds seit Jahren zahlungsunfähig sei. Leitenden Angestellten seiner Firma soll er laut Anklage eingestanden haben: "Es ist alles eine große Lüge. Im Grunde (war es) ein riesiges Schneeballsystem."
Geld der Anleger wohl für immer verloren
Viele seiner Anleger soll Madoff laut Medienberichten persönlich gekannt und in Golf- und Country-Clubs von seinem Anlagesystem überzeugt haben. Es gehe meist um "kleinere Millionenbeträge", zum Beispiel um geerbtes Geld oder Geld aus Lebensversicherungen, dass nun wohl unwiderruflich verloren sei. Madoff selbst soll nach Angaben der Ermittler bekannt haben, er habe höchstens noch 200 bis 300 Millionen Dollar. Offenbar löste ein Kunde den rapiden Zusammenbruch aus, als er eine Einlage von sieben Milliarden Dollar zurückhaben wollte.
Madoff galt jahrelang als einer der einflussreichsten Berater und Investoren an der New Yorker Börse. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft und eine Geldstrafe bis zu fünf Millionen Dollar. Gegen eine Kaution von zehn Millionen Dollar kam er jedoch vorerst wieder auf freien Fuß. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn bestätigen, wäre es einer der größten Betrugsfälle in der US-Geschichte, vergleichbar dem Enron-Skandal von 2001. Sein Anwalt sagte vor Journalisten: "Wir werden kämpfen, um aus dieser unglücklichen Verkettung von Ereignissen herauszukommen."