Pilotenstreik bei der Lufthansa Das große Chaos blieb aus
Ein sechsstündiger Streik der Lufthansa-Piloten ist ohne großes Chaos zu Ende gegangen. Rund 26.000 Passagiere waren betroffen, knapp die Hälfte wurde auf andere Flüge oder die Bahn umgebucht oder hat storniert. Auch heute fallen noch einige Flüge aus.
Der Streik der Lufthansa-Piloten hat am Freitag rund 26.000 Passagiere betroffen. Insgesamt seien 218 Flüge gestrichen worden, sagte ein Unternehmenssprecher. 14.000 Passagiere wurden demnach auf andere Flüge oder die Bahn umgebucht oder hätten storniert. Der Ausstand, zu dem die Pilotenvereinigung Cockpit aufgerufen hatte, dauerte von 17 bis 23 Uhr an. "Ein Chaos ist ausgeblieben", sagte ein Sprecher des Unternehmens nach dem Ende des Streiks.
Betroffen waren die Kurz- und Mittelstreckenverbindungen ab Frankfurt. Durch die Auswirkungen fielen aber auch Europa-Verbindungen und innerdeutsche Verbindungen nach Frankfurt aus. Auch heute fallen noch vereinzelt Flüge aus. Eine Liste aller betroffenen Verbindungen hat die Lufthansa veröffentlicht. Die Lufthansa schätzt die Kosten durch den gestrigen Streik auf "einige Millionen Euro".
500 Feldbetten aufgestellt
Die Lufthansa hatte für ihre Passagiere 2200 Hotelzimmer im Raum Frankfurt am Main angemietet und 500 Feldbetten aufgestellt. Die Feldbetten im Flughafen waren für Passagiere auf der Durchreise gedacht, die wegen Visa-Regularien nicht nach Deutschland einreisen dürften. Sie mussten in Frankfurt deshalb in der Sicherheitszone bleiben. Das Unternehmen teilte am Abend mit, dass wohl nicht alle Hotelzimmer und Feldbetten gebraucht würden.
Passagiere konnten sich anstatt für eine Umbuchung auch für eine kostenfreie Stornierung ihrer Tickets entscheiden. Die Lufthansa erwartet, dass viele Kunden erst in den kommenden Tagen nachträglich von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden.
Der Ausstand hatte bereits ab dem frühen Nachmittag zum Ausfall von Flügen ab Frankfurt am Main geführt. Insgesamt hätten schon vor Streikbeginn 95 Flüge gestrichen werden müssen, sagte der Lufthansa-Sprecher. Mit dem Ferienende in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland war der Streiktag einer der Hauptreisetage des Jahres.
Samstag wieder "weitgehend normal"
"Am Samstag wird der Flugbetrieb wieder weitgehend normal laufen", sagte der Lufthansa-Manager Kay Kratky. Er forderte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Der nächste Schritt muss sein, dass wir wieder Gespräche aufnehmen."
Am vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft den Lufthansa-Billigflieger Germanwings sechs Stunden lang bestreikt. Dadurch waren 116 von 164 Flügen ausgefallen. Von den Ausfällen waren rund 15.000 Passagiere betroffen.
Hintergrund des Streiks ist der seit Monaten schwelende Tarifkonflikt. Dabei geht es vor allem um die Übergangsversorgung für Lufthansa-Piloten.
Übergangsversorgung: Bis Ende 2013 konnten Piloten frühestens mit 55 Jahren in Rente gehen, für bis zu 60 Prozent der Bezüge. Die Lufthansa will die Altersgrenze auf 61 Jahre erhöhen und die Piloten stärker an der Finanzierung beteiligen. Cockpit lehnt dies ab.
Betriebsrente: Lufthansa hatte die Vereinbarungen über die Betriebsrenten gekippt. Begründung: Die Zahlungen seien wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten nicht mehr finanzierbar. Falls keine Einigung kommt, gehen Lufthansa-Neueinsteiger leer aus. Für andere Angestellte ändert sich nichts. Nicht nur Cockpit, auch andere Gewerkschaften protestieren gegen die gekippte Betriebsrente bei der Lufthansa.
Vergütung: Cockpit pocht auf zehn Prozent mehr Gehalt über 24 Monate. Die Lufthansa bietet zunächst eine vom Geschäftserfolg abhängige Steigerung an, ab 2016 dann ein Plus von drei Prozent.