Arbeitskampf geht weiter Flugausfälle bei der Lufthansa
Die Piloten der Lufthansa haben den vierten Tag in Folge gestreikt. Fast die Hälfte der geplanten Langstreckenflüge fiel aus, rund 20.000 Reisende waren betroffen. Die Pilotengewerkschaft Cockpit überlegt, die Streiks in den Osterferien fortzusetzen.
Auch nach vier Streiktagen bei der Lufthansa zeichnet sich keine Lösung für den festgefahrenen Tarifkonflikt mit dem Cockpit-Personal ab. 74 von 160 geplanten Langstrecken-Routen wurden heute gestrichen, wie ein Firmensprecher in Frankfurt erklärte. Gut 20.000 Passagiere waren betroffen. Ein Chaos an Deutschlands größtem Airport entstand allerdings nicht. "Es zeigt sich, dass sich viele Passagiere rechtzeitig selbst informieren oder von uns benachrichtigt werden und deshalb gar nicht erst zum Flughafen kommen", sagte der Sprecher.
Bei den Kurz- und Mittelstreckenflügen konnte das Gros der Flüge planmäßig stattfinden, nur vereinzelt mussten Verbindungen wegen der Nachwehen des Streiks vom Vortag gestrichen werden. Zudem fielen nur rund 20 Prozent der Cargo-Verbindungen in Frankfurt aus. Ursprünglich war die Fluggesellschaft von rund 60 Prozent gestrichener Flüge in ihrer Frachtsparte ausgegangen.
Am Sonntag wird es eine Streikpause geben. Die Tarifexpertin der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Ilona Ritter, will mögliche weitere Ausstände wie bislang mit einem Vorlauf von 24 Stunden ankündigen. Sie geht davon aus, dass die Lufthansa am Sonntag bei den Langstreckenflügen zum Normalbetrieb zurückkehren kann.
Streiks auch über Ostern möglich
Schon am Montag könnte die Verschnaufpause in dem festgefahrenen Tarifkonflikt vorbei sein: "In der Sache gibt es keine Fortschritte. Wir wollen den Druck aufrechterhalten", sagte ein VC-Sprecher. Der Arbeitskampf könne durchaus auch in den Osterferien fortgesetzt werden: "Mit Samthandschuhen kommen wir nicht weiter."
Das Problem mit der Schlichtung
Die Fronten in dem Konflikt sind verhärtet. Möglicherweise könnte ein externer Schlichter Bewegung in den Konflikt bringen - das ist einer der wenigen Punkte, in denen Unternehmen und Gewerkschaft sich einig sind. Doch bislang konnten sich beide Seiten nicht auf die Ausgangsbedingungen für eine Schlichtung verständigen.
Während die Lufthansa mithilfe eines externen Moderators zunächst nur über den Konflikt in Sachen Übergangsversorgung sprechen will, besteht die VC darauf, dass alle strittigen Fragen Inhalt der Gespräche sein müssten. Offiziell reichen die offenen Tarifprobleme von der Übergangsversorgung über Betriebsrenten bis hin zu Gehältern und Betriebsratsrechten.
Hinter den Kulissen tobt Streit um Eurowings-Konzept
Hinter den Kulissen wird jedoch auch massiv um den Ausbau des Lufthansa-Billigflugangebots unter der Marke Eurowings gestritten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr stellte schon mehrfach klar, dass er nicht bereit sei, mit der Gewerkschaft über das Wings-Konzept zu verhandeln. Denn dabei handele es sich nicht um "ein tarifvertraglich zu regelndes Thema", sondern eine unternehmerische Entscheidung.
Das sieht die Gewerkschaft anders. Man wolle keineswegs in die Geschäftspolitik der Lufthansa eingreifen, so eine VC-Sprecherin, "aber auch den zum Ausbau stehenden Billigbereich des Konzerns tariflich begleiten".
Mit der vorigen Sommer vorgestellten Marke will die Lufthansa der Konkurrenz durch Billigflieger wie Ryanair und auf der Langstrecke durch Gesellschaften vom Golf Paroli bieten. Kernpunkt sind niedrigere Kosten: Sie sollen dank geringerer Löhne und mehr Sitzen im Flugzeug 40 Prozent unter denen bei der Lufthansa liegen. Die Piloten bei Eurowings werden nicht nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt, sondern verdienen deutlich weniger als beim Mutterkonzern.
Neuer Tarifkonflikt steht bereits an
Der nächste Tarifkonflikt bei der Lufthansa steht mit der Gewerkschaft ver. di an, die ab Montag über die Einkommen von rund 33.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden verhandelt. Verdi verlangt 5,5 Prozent mehr Geld und will ausdrücklich nicht über Altersversorgung sprechen. Der Vergütungs-Tarifvertrag ist zum 31. März gekündigt.