Kaum Wirtschaftswachstum erwartet Russland erhöht erneut den Leitzins
Russlands Zentralbank hat erneut den Leitzins angehoben - und zwar deutlich: Er stieg um anderthalb Prozentpunkte auf 9,5 Prozent. Anlass ist die steigende Inflation. Die EU-Sanktionen haben die Wirtschaftslage zusätzlich verschärft.
Die russische Zentralbank hat den Leitzins überraschend deutlich angehoben. Die Währungshüter entschieden, ihn um anderthalb Prozentpunkte auf 9,5 Prozent hochzuschrauben. Die Notenbank begründete den Schritt mit dem anhaltend starken Preisauftrieb. Die Inflationsrate werde voraussichtlich auch Anfang 2015 nicht unter die Acht-Prozent-Marke sinken. Zugleich erwartet die Zentralbank für Ende dieses und Anfang kommenden Jahres praktisch kaum noch Wirtschaftswachstum.
Es ist bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass die Notenbank an der Zinsschraube gedreht hat. Analysten hatten im Vorfeld allerdings nicht mit einer derart deutlichen Anhebung gerechnet. Von Reuters befragte Branchenkenner hatten im Schnitt lediglich eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt auf 8,5 Prozent vorausgesagt.
Kritiker warnen vor Folgen für die Wirtschaft
Angesichts der erneut gelockerten Geldpolitik wiesen Kritiker auf ein "hohes Risiko" für die russische Wirtschaft hin, wenngleich die Leitzinserhöhung zumindest die Inflation drücken dürfte. Allerdings verteuern höhere Zinsen auch die Kredite, was die Konjunktur belasten kann.
Russlands Wirtschaft schwächelt bereits seit längerem. Wegen der Rolle der Regierung im Ukraine-Konflikt hatte der Westen zudem gegen das Land Sanktionen verhängt, die in den vergangenen Monaten den Aktienmarkt des Schwellenlandes belasteten. Die Strafmaßnahmen führten auch zu einem Kursverfall des Rubel.
Darüber hinaus belastet die Kapitalflucht aus dem Land die stark von Rohstoffexporten abhängige Wirtschaft. Sie gerät auch wegen des gesunkenen Ölpreises stärker unter Druck.